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Körpersprache und Verhalten

58 min read

Dieser Beitrag beinhaltet eine alphabetische Liste mit zu beobachtendem Verhalten bei (Blaugenick-)Sperlingspapageien (v.a. in Gefangenschaft) mit genauer Beschreibung und was sie bedeuten. Für die Grundlagen zu Papageienverhalten, schau in diesen Blog-Artikel. Alle Foto- und Videobespiele zeigen Blaugenick-Sperlingspapageien und sind mit Sorgfalt ausgewählt.

Zusätzlich ist jedes Verhalten kategorisiert nach:

  • positiv/neutral/negativ
  • Emotionen bzw. körperlichen Zustand
    • Angst
    • Aggression
    • Angespannt/aufgeregt
    • Entspannt
    • Freundlich
    • Krank
  •  Verhaltensart
    • Ausdrucksverhalten
    • Fortbewegung
    • Komfortverhalten
    • Sexualverhalten
    • Temperaturregulation

Über die verschiedenen Schaltflächen der Filterfunktion könnt ihr euch die entsprechenden Verhaltensweisen herausfiltern.

Filter #

Am Fuß knabbern #

neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel hebt den Fuß Richtung Schnabel an und beknabbert ihn dann leicht, ähnlich den Schnabelbewegungen beim Putzen des Gefieders.

Bedeutung:

Der Vogel entfernt damit Schmutz und alte Hautschuppen von der Haut der Füße, sowie den Krallen. 

Der linke Sperlingspapagei putzt sein Füßchen.
Der linke Sperlingspapagei putzt sein Füßchen.

Am Gitter hängen #

negativ Angst Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Der Vogel hält sich mit den Füßen am Käfiggitter fest und verharrt (nahezu) regungslos. Das Gefieder ist eng angelegt, der Vogel glatt und schmal, die Augen sind weit aufgerissen.

Bedeutung:

Der Vogel ist extrem gestresst! Eine Flucht ist im Käfiginneren ist aber nur begrenzt möglich, daher zieht sich der Vogel so weit wie möglich zurück. Oft sitzt der Vogel auch so weit wie möglich oben am Gitter und der Kopf/Blick ist auf ein Angstobjekt gerichtet (z.B. die Hand, die in den Käfig kommt). Der Vogel fühlt sich mitunter stark bedrängt, kann aber keine größere Distanz herstellen.

Es handelt sich also um unvollständiges Fluchtverhalten bzw. eine Freeze-Reaktion aus Angst. Das bewegungslose Verharren ist bei vielen (Beute-)Tieren eine instinktive Strategie, um sich vor Räubern zu schützen, welche auf schnelle Bewegungen und Geräusche ansprechen. Nähert man sich dem Vogel am Gitter weiter an, folgt häufig panisches wegflattern (Flucht) oder beißen (Angriff).

Großpapageienhaltende beschreiben dieses Verhalten auch bei kranken Vögeln. Ob dies auch auf Sperlingspapageien zutrifft, ist mir nicht bekannt.

(Natürlich klettern auch entspannte Vögel am Gitter herum und hängen dort auch mal, um die Welt außerhalb des Käfigs zu betrachten. Entscheidend ist hier das Gesamtbild von Federstellung, Blick und Art der Bewegung.)

Zwei Sperlingspapageien hängen in der äußersten Ecke des Käfigs am Gitter. Ihre Körpersprache ist angespannt: glattes Gefieder, große Augen
Dieses Foto entstand am ersten Tag, an dem die Vögel bei mir waren und zum ersten Mal aus der Transportbox in den neuen Käfig geflogen waren.

Anfliegen #

negativ Aggression Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Ein Vogel fliegt direkt auf einen anderen Vogel zu bzw. regelrecht auf ihn drauf. Dies wird häufig von hackenbeißen oder aufgerissenem Schnabel, sowie lautem Geschrei begleitet.

Bedeutung:

Dies stellt höchst aggressives Angriffsverhalten dar.

(Zumindest bei jungen (Sperlings-)Papageien, kann solches Kampfverhalten auch spielerisch stattfinden. Die Gesamtstimmung ist hierbei jedoch entspannter und die Rollen von Angreifer und Verteidiger werden auch mal gewechselt.)

Streit um die Badewanne: Der gelbe Vogel fliegt den grünen aggressiv an, vermutlich um den Badeplatz zu verteidigen.

Auf einem Bein sitzen #

positiv Entspannt Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel sitzt auf einem Bein, während das andere angewinkelt ins Gefieder gezogen ist. Manchmal ist das hochgezogene Bein noch sichtbar, im aufgeplusterten Gefieder verschwindet es meist vollständig. Dies wird oft von anderen entspannten Verhaltensweisen begleitet.

Bedeutung:

Dies ist eine entspannte Körperhaltung und zählt damit zum Komfortverhalten. Hieran lässt sich auch gut erkennen, ob ein aufgeplusterter Vogel entspannt oder krank ist. Ein kranker Vogel sitzt meist auf beiden Beinen.

SPerlingspapagei mit hochgezogene, Bein, der Fuß ist geschlossen vor dem Bauch gehalten.
Bei diesem Bild kann man die Haltung des hochgezogenen Fußes gut sehen, welcher normalerweise im Gefieder verschwindet.
Zwei Sperlingspapageien, welche auf einem Bein ruhen
Zwei entspannte Blaugenick-Sperlingspapageien. Hier sieht man von beiden Füßchen kaum noch etwas.

Augen aufgerissen #

negativ Angst Angespannt/aufgeregt Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Die Augen sind maximal geöffnet, sodass sie kreisrund sind. Meist wird dabei auch nicht bis kaum geblinzelt und häufig ist das Gefieder glatt angelegt und der Körper lang gestreckt.

Bedeutung:

Der Vogel ist angespannt oder gar verängstigt. Im Ursprung dient das Aufreißen der Augen dem besseren Erkennen möglicher Gefahren, darüber hinaus dient es aber auch als Ausdrucksverhalten, welches von anderen gelesen werden kann. Je nachdem, wie lange dieses Verhalten anhält, ist die Anspannung mehr oder weniger intensiv. Bei einem plötzlichen Geräusch werden die Augen z.B. kurz aufgerissen, und nach wenigen Sekunden wird sich schon wieder entspannt.

Zwei Sperlingspapageien sitzen in einer Schale mit getrockneten Blüten. Der Vogel im Vordergrund hat die Augen aufgerissen, der im Hintergrund nicht.
Eine angespannte Situation für viele Sperlingspapageien: vom Boden fressen. Denn dort sind die kleinen Vögel sehr verletzlich. Hier wird angespannt gecheckt, ob die Kamera eine Bedrohung ist. Man sieht auch sehr schön den Vergleich zum gelben Vogel, welcher einen entspannten Blick hat.

Augen geschlossen #

positiv negativ Entspannt Krank Ausdrucksverhalten Komfortverhalten

Beschreibung:

Oberes und unteres Augenlid berühren sich, die Augen sind vollständig geschlossen.

Bedeutung:

(Sperlings-)Papageien haben die Augen aus drei Gründen geschlossen:

1. Ausdruck absoluten Genießens. Dies kann man z.B. bei der gegenseitigen Gefiederpflege beobachten.

Ein Sperlingspapagei putzt einen anderen am Kopf. Der Empfänger hat die Augen geschlossen.
Der gelbe Vogel genießt es vom grünen gekrault zu werden.

2. Dösen bzw. schlafen. Der Vogel ist dann vollends entspannt und das Schließen der Augen dient dem Komfort.

Zwei Sperlingspapageien beim Ruhen mit geschlossenen Augen
Zwei Blaugenick-Sperlingspapageien dösen tagsüber mit geschlossenen Augen.

3. Krankheit bzw. Unwohlsein. Geht es dem Vogel nicht gut und ist der Körper geschwächt, geht es ihm wie uns Menschen, er ist müde und abgeschlagen und schließt die Augen.

kranker Sperlingspapagei mit geschlossenen Augen
Hier ging es dem armen Kleinen aufgrund von Nährstoffmangel plus Eingewöhnungsstress und Mauser gar nicht gut.

Augen halb geschlossen / zwinkern #

positiv negativ Entspannt Krank Ausdrucksverhalten Komfortverhalten

Beschreibung:

Die Augen sind nicht kreisrund, sondern locker geöffnet. Dabei wird häufig geblinzelt. Zum Teil sind die Augen sogar (fast) geschlossen und werden alle paar Sekunden nur einen Spalt breit geöffnet. Dies wird von lockerer bis aufgeplusterter Federstellung begleitet.

Bedeutung:

Der Vogel ist entspannt und drückt dies auch nach außen hin aus. Verhält sich der Vogel so in unmittelbarer Nähe des Besitzers, ist dies als Vertrauensbeweis zu werten. Der Vogel befindet es offenbar nicht (mehr) für nötig, den Besitzer ständig im Auge zu behalten. Genauso ist es zwischen zwei Sperlingspapageien zu werten, was z.B. bei einer Verpartnerung oder Vergesellschaftung (im Schwarm) ein wichtiger Hinweis sein kann, dass sich die Vögel beieinander wohlfühlen.

Entspannter Blaugenick-Sperlingspapagei mit halb geschlossenen Augen.
Entspannter Blaugenick-Sperlingspapagei mit halb geschlossenen Augen.

Baden #

neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Das Gefieder des Vogels ist am ganzen Körper stark aufgestellt, der Schwanz gefächert und die Flügel leicht geöffnet und seitlich nach unten abgestellt. Die Körperhaltung geht tendenziell in die Waagerechte. Vom Rand der Wasserquelle wird der Kopf oder der Vorderkörper immer wieder ins Wasser gehalten und geschüttelt. Geht der Vogel komplett ins Wasser wird dabei mit den Flügeln geflattert. Häufig geht der Vogel immer wieder ins Wasser und wieder hinaus. Dabei wird immer wieder das gesamte Gefieder geschüttelt und mit dem Schwanz gewackelt. Teilweise wird auch einfach in typischer Badehaltung durch das Wasser (besonders wenn es von oben kommt) oder nasse Pflanzen gelaufen. Dabei wird sich schüttelnd an der Pflanze gerieben.

Bedeutung:

Baden dient der Körper- bzw. Gefiederpflege und ist ein Komfortverhalten. Gebadet wird aber nur, wenn sich der Vogel halbwegs sicher fühlt, denn nass ist die Flugfähigkeit (und damit die Fluchtfähigkeit!) eingeschränkt. Sperlingspapageien haben ein relativ geringes Badebedürfnis im Vergleich zu anderen Papageienarten.

Hier kann man ganz wunderbar die typische Badehaltung sehen. Der Vogel hat ganz offenbar einen inneren Konflikt, da die neue Vogeldusche ihn offensichtlich zum Baden anregt, er sich aber nicht hineintraut. Er entscheidet sich dann lieber für den Wassernapf.

Blaugenick-Sperlingspapagei badet bzw. duscht in einer Vogeldusche.

Balz #

positiv Freundlich Sexualverhalten

Beschreibung:

Das Männchen hebt immer wieder die Flügelbuge an (das kann langsam oder blitzschnell geschehen) und zeigt damit das kräftige Blau unter deinen Flügeln. Häufig beugt sich das Männchen dabei immer wieder nach vorn und richtet sich wieder auf, was vom Weibchen z.T. erwidert wird. Das Männchen tippelt dann immer wieder seitlich an das Weibchen heran und wieder weg, z.T. wird auch dies vom Weibchen erwidert. Häufig wird dies von gesangsartigen Lautäußerungen und gegenseitigem Partnerfüttern begleitet. Oft ist dabei auch aggressives Verhalten beider Partner zueinander zu beobachten. Eine erfolgreiche Balz endet im Tretakt.

In Gefangenschaft ist dieses Balzspiel auch mit getauschten Rollen möglich. Kommt es zum Tretakt, sitzt dabei das Weibchen auch oben. Mir ist jedoch nicht bekannt, ob dies auch in freier Wildbahn vorkommt.

Siehe auch Brutstimmung

Bedeutung:

Der balzende Vogel möchte sich mit dem umworbenen Vogel paaren. Bei Sperlingspapageien dienen Balz und Paarung nicht immer der Fortpflanzung und sind auch außerhalb der Brutzeit zu beobachten. Das Verhalten dient dann der Festigung der Paarbindung. Das begleitende aggressive Verhalten entsteht laut Lantermann (2012) durch den Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt zwischen Angriff/Flucht und Paarungsdrang, der vor allem bei frischen Paaren ausgeprägt ist. Bei Langzeitpaaren läuft die Balz in der Regel zunehmend harmonischer, kürzer und weniger ausfallend ab. Hier kann es sogar zu scheinbar spontanen Kopulationen ohne sichtbares Balzspiel kommen.

Das war das erste Mal, dass ich meine zwei Sperlingspapageien balzen sah. Dementsprechend ist es noch etwas unbeholfen. Gut zu sehen ist aber, dass sich hier beide Partner gegenseitig anbalzen. Vielleicht ist man sich hier noch unklar über die Rollenverteilung. 😉

Hier kann man eine erfolgreiche Balz bei Blaugenick-Sperlingspapageien beobachten, welche im Tretakt endet.

Beißen #

negativ Aggression

Beschreibung:

Im Vergleich zum Hacken umschließt hier der Schnabel des Vogels ein Körperteil des Gegenübers (anderer Vogel oder Halter*in) und übt mit dem Schnabel so viel Druck aus, dass es zur Verletzung des Gegenübers führt (nicht immer entstehen Wunden, aber zumindest Schmerz). Dies kann blitzartig passieren, der Aggressor kann sich aber auch festbeißen. Bei Sperlingspapageien werden häufig die Füße anderer Vögel attackiert.

Bedeutung:

Beißen ist immer ein abwehrendes Verhalten. Zum einen kann es ein aggressiver Angriff sein, z.B. um Futter, Partner oder Territorium zu verteidigen. So kommt es z.B. vor, dass Papageien plötzlich andere Vögel oder die Haltenden beißen, wenn die Brutstimmung einsetzt. Zum anderen werden Haltende häufig aus Verteidigung gebissen, wenn sie den Vogel bedrängen, vor allem wenn Fluchtwege abgeschnitten sind. Das kann auch passieren, wenn sich Haltende gut gemeint mit Hirse in der Hand nähern. Normalerweise beißt ein Vogel jedoch nicht aus heiterem Himmel. Vorher wird durch andere ängstliche oder aggressive Verhaltensweisen angezeigt, dass er sich unwohl fühlt. Werden diese Kommunikationsversuche nicht erkannt oder bewusst ignoriert, ist Beißen die letzte Verteidigung.

Hierzu habe ich (glücklicherweise) kein Foto oder Video.

Brutstimmung #

neutral Sexualverhalten

Siehe BalzFütternInteresse an dunklen Orten/HöhlenPaarung/Tretakt

Längere Tage (und daher mehr Tageslicht), (zu) energiereiches Futter, Fütterungsänderungen oder Haltungsänderungen können Auslöser für eine einsetzende Brutstimmung sein.
Sie kann auch bei Einzelhaltung oder ohne gegengeschlechtlichen Partner auftreten.

Weitere Maßnahmen, um die Brutstimmung zu verhindern sind ausgiebige Beschäftigung (Spielzeug, Training, Schreddermaterial) und/oder ein Simulieren der Regenzeit durch Verringerung der Beleuchtungsdauer und mehrmals tägliches Abduschen mit einer Pflanzenspritze mit sauberem Wasser.

Falls die Brutstimmung schon so weit fortgeschritten ist, dass die Henne sichtbar ein Ei im Unterleib trägt („Eierpo“), kann es zu Legenot kommen, wenn die Henne keinen Ablageort findet (siehe auch geduckte Körperhaltung). In diesem Fall sollte ein Nistkasten o.ä. angeboten werden.

Die Eier dürfen dann aber NICHT entfernt werden, da die Henne sonst immer weiterlegt, ggf. sogar bis sie durch die Anstrengungen und Nährstoffmangel (v.a. Calcium) stirbt! Stattdessen sollten die Eier durch angewärmte Kunstoff- oder Gipseier (erhältlich im Fachhandel) ausgetauscht werden oder abgekocht und der Henne wieder untergelegt werden. Manche empfehlen auch die Eier mit einer Nadel anzustechen. Es gibt aber auch Berichte, dass bei unsachgemäßem Anstechen behinderte Küken schlüpfen.

Man sollte auch beachten, dass Dauerbrutigkeit auch ohne Eierlegen gesundheitlich schädlich sein kann. Es kann z.B. zu erhöhter Brüchigkeit der Knochen kommen.

Einen Flügel lang ausstrecken #

neutral Entspannt Komfortverhalten

Beschreibung:

Ein Flügel wird komplett geöffnet und nach hinten ausgestreckt. Meist wird der Schwanz dabei zur selben Seite hin angewinkelt und aufgefächert, sowie das Bein nach hinten ausgestreckt. Dieses Verhalten folgt meistens unmittelbar auf der anderen Seite und wird oft von Gähnen und dem maximalen Anheben der Flügelbuge begleitet. Häufig ist dieses Verhalten nach längeren Ruhephasen zu beobachten.

Bedeutung:

Der Vogel streckt sich, ein normales Komfortverhalten. Mitunter kann man dies auch als Übersprungshandlung beobachten.

Ein Sperlingspapagei, der linke Flügel wird gestreckt, der Schwanz ist nach links hin gefächert.
Der linke Flügel wird gestreckt, der Schwanz ist nach links hin gefächert.

Ein Blaugenick-Sperlingspapagei streckt seinen rechten Flügel.

Synchronstrecken zweier Vögel.

Federn aufgeplustert #

positiv negativ Entspannt Krank Komfortverhalten Temperaturregulation

Beschreibung:

Alle Körperfedern vom Gesicht bis zum Schwanzansatz sind abgestellt, zum Teil auch die Deckfedern der Flügel.

Bedeutung:

Aufgeplustertes Gefieder erzeugt zwischen den Federn isolierende Luftpolster und erhöht bzw. verringert damit ein Abfallen der Körpertemperatur. Dieses Komfortverhalten kann drei Bedeutungen haben:

1. Wird diese Federstellung von entspannten Verhaltensweisen begleitet, so ist der Vogel in der Regel auch entspannt. Das Gefieder wirkt dann plüschig und ist oft auch nur ein wenig aufgeplustert. Oft kann dies beim RuhenSchlafen oder Dösen beobachtet werden.

Zwei Sperlingspapageien beim ruhen mit aufgeplustertem Gefieder
Diese zwei aufgeplusterten Blaugenick-Sperlingspapageien sind total entspannt.

2. Wirkt das Gefieder eher struppig oder gesträubt, kann dies auf Krankheit hindeuten. Der Vogel ist dann auch eher apathisch als entspannt.

Zwei kranke, stark aufgeplusterte Sperlingspapageien in Schlafstellung mit dem Kopf im Rückengefieder.
Diese beiden Vögel litten unbekannter Weise leider schon bei der Übernahme an Macrorhabdiose (auch bekannt als Megabakterien). Deutlich zu sehen sind das stark aufgeplusterte Gefieder und die Ruhehaltung.

3. Der Vogel friert, dann z.T. begleitet von zittern. Dies sollte allerdings nur in Außenhaltung zu beobachten sein. Bei normalen Innentemperaturen frieren Sperlingspapageien noch nicht, auch wenn sie aus tropischen Gegenden kommen. Selbst beim Lüften im Winter sollte die Temperatur nicht so weit abfallen können, dass die Vögel frieren. Sollte dies dennoch beobachtet werden, ist die Zeit zum Lüften zu lang (2-3 Minuten reichen im Winter).

Federn an Kopf und Rücken gesträubt #

negativ Aggression Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Das Kopfgefieder ist, besonders im Nacken, aufgestellt. Das Rückengefieder ist ebenso aufgestellt und „sticht“ dabei zwischen den angelegten Flügeln heraus. Häufig begleitet von gefächertem Schwanzgeduckter Körperhaltung und Lautäußerungen.

Bedeutung:

Dies ist eine aggressive Haltung. Zum einen lässt es auf einen verärgerten Gemütszustand schließen, zum anderen dient er auch als Drohgebärde gegenüber anderen (ob Mensch oder Tier). Man kann es z.B. bei Auseinandersetzungen zwischen Artgenossen beobachten, aber auch gegenüber dem Menschen z.B. wenn in der Brutstimmung in das Revier (d.h. der Käfig) eingedrungen wird. Sperlingspapageien zeigen im Vergleich zu anderen Papageien allerdings relativ wenig dieses sogenannten ritualisierten Drohverhaltens.

Zwei streitende Sperlingspapageien. Der Vogel im Vordergrund hat eine geduckte Körperhaltung und gesträubtes Gefieder, vor allem an Kopf und Rücken.
Typische aggressive Federstellung beim grünen Vogel.

Aggressive Auseinandersetzung zwischen zwei Blaugenick-Sperlingspapageien mit drohender/aggressiver Körpersprache.

Federn glatt angelegt #

negativ Angst Angespannt/aufgeregt Ausdrucksverhalten Komfortverhalten Temperaturregulation

Beschreibung:

Das Gefieder am gesamten Körper liegt so eng wie möglich an. Der Vogel wirkt sehr schlank und zierlich. Häufig begleitet von aufgerissenen Augen und lang machen.

Bedeutung:

Diese Federstellung ist Ausdruck eines angespannten bis ängstlichen Gemütszustandes (je höher die Anspannung, desto glatter das Gefieder). Evolutionsbiologisch betrachtet, lässt sich vermuten, dass sich der Vogel damit möglichst klein macht, um von Rautieren nicht gesehen zu werden.

Da Vögel sich als Kälteschutz aufplustern, legen sie ihr Gefieder auch bei Hitze möglichst glatt an, um ihren Komfort zu erhöhen (siehe auch Flügel leicht abstellen).

Zwei Sperlingspapageien. Beim rechten Vogel sind die Federn ganz glatt angelegt. Beim linken ist das Gefieder ein wenig lockerer.
Beim rechten Vogel sind die Federn ganz glatt angelegt. Beim linken ist das Gefieder ein wenig lockerer. Dieses Foto entstand nach dem ersten Freiflug auf der Suche nach dem Rückweg in den Käfig, eine sehr aufregende Situation.

Federn locker anliegend #

positiv Entspannt Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Die Federn sind am gesamten Körper weder glatt angelegt, noch aufgestellt. Die Muskeln, welche an jeder Feder sind, sind entspannt, wodurch die Federn locker übereinander am Körper liegen.

Bedeutung:

Der Vogel ist entspannt, ruht aber nicht. Diese Federstellung kann man beobachten, wenn ein Vogel locker seinem Tagwerk nachgeht, beim fressen, schreddern, aus dem Fenster schauen usw. Es ist quasi die neutrale Standardhaltung des Gefieders.

Ein Sperlingspapagei sitzt auf einem Ast. Seine Federn sind locker anliegend.
Ein Blaugenick-Sperlingspapagei beim entspannten Erkunden.

Fliegen #

neutral Fortbewegung

Beschreibung:

Der Vogel bewegt sich durch Flügelschläge in der Luft von einem Ort zum anderen.

Bedeutung:

Fliegen ist die schnellste, aber auch energiehungrigste Art der Fortbewegung für Vögel. Da alle Lebewesen danach streben Energie zu sparen, fliegen Vögel nicht leichtfertig. Geflogen wird daher in Situationen in denen der Vogel einen hohen Erregungszustand hat, z.B. bei Angst zur Flucht, bei (positiver sowie negativer) Aufregung oder in aggressiven Kontexten (siehe Anfliegen). Vögel in Menschenobhut können etwas verschwenderischer mit ihren Energiereserven umgehen und fliegen daher auch mal „einfach so“ ein paar Runden durchs Zimmer oder die Voliere, um überschüssige Energie abzubauen (sogenannte „Zoomies“ 😉).

Gerade für unsere Stubenvögel ist es sogar sehr wichtig, dass sie regelmäßig auch mal größere Strecken fliegen, denn ihr gesamter Körper ist auf das Fliegen auslegt. Nicht nur verkümmert sonst die Flugmuskulatur, im Flug werden Kreislauf und Stoffwechsel hochgefahren und das komplexe, verwinkelte Atmungssystem der Vögel regelrecht „durchgespült“, was wichtig für die Vorbeugung von Atemwegserkrankungen wie Aspergillose ist.

Durch sogenannte Flugrufe können sich Vögel auch gegenseitig zum Fliegen animieren. Bei Sperlingspapageien sind das häufige, kurze Piepser.

Als kurzschwänzige Papageien mit eher runden Flügeln gehören Sperlingspapageien nicht zu den Flugkünstlern unter den Papageien. Ihr kompakter Körperbau ist vor allem für kurze Flüge zwischen Bäumen und im Geäst gemacht. Hier ermöglichen die runden Flügel schnelle Wendungen. In freier Wildbahn werden manchmal etwas längere Strecken zu Futter-, Mineral- oder Trinkplätzen zurückgelegt. Für wirklich lange Strecken sind die kleinen Südamerikaner jedoch nicht gebaut. Nomadisch lebende Papageien, wie z.B. Wellensittiche, haben daher einen windschnittigeren Körperbau. Dadurch können Sperlingspapageien ihr natürliches Flugverhalten jedoch besser auf dem begrenzten Raum von Voliere oder Zimmer ausleben, als andere Arten.

Entsprechend ihres Körperbaus zeigen Sperlingspapageien ein sogenanntes intermittierendes (also wechselndes) Flugmuster, bei dem sich kurze Phasen des Flügelschlagens mit Gleitphasen abwechseln, bei denen die Flügel angelegt werden. Das gleiche Flugmuster kann man auch bei unseren heimischen kleinen, waldbewohnenden Vögeln wie Meisen beobachten.

Ein Sperlingspapagei fliegt eine kleine Runde durchs Zimmer.

Ein Zeitlupenvideo von einem Blaugenick-Sperlingspapagei, der die Entfernung zwischen Käfig und Freisitz fliegend zurücklegt. Hier sind auch die Fähigkeit für schnelle, knappe Wendungen, sowie das intermittierende Flugmuster gut zu sehen.

Flügelbuge anheben #

positiv negativ Aggression Angespannt/aufgeregt Freundlich Ausdrucksverhalten Sexualverhalten

Beschreibung:

Der Vogel hebt die Flügelbuge beidseitig leicht vom Körper weg, die Flügel bleiben dabei aber geschlossen. Dies kann langsamer oder blitzschnell geschehen und wird meist mehrfach wiederholt. Häufig wird dies von gesangsartigen Lautäußerungen begleitet.

Bedeutung:

Dieses Verhalten fällt in die Kategorie des ritualisierten Imponiergehabes. Es kann in freundlicheren Kontexten auftreten, z.B. bei der Balz, dann ist die Federstellung locker bis leicht aufgeplustert mit vorgeschobenen Wangenfedern und die Körperhaltung entspannt aufrecht.

Ich beobachte dies bei meinem Hahn häufig in Kombination mit gesangsartigen Lautäußerungen, in entspannter Haltung an einem erhöhten Sitzplatz. Ich vermute, dass es sich hierbei um Reviermarkierung handelt, allerdings mit niedrigem Erregungsniveau, vielleicht vergleichbar mit dem Gesang von Singvögeln. Genaueres konnte ich hierzu jedoch bisher nicht finden. Allerdings werden die Flügelbuge umso höher und häufiger angehoben, je höher der Erregungszustand des Vogels ist. Die Lautäußerungen werden dann auch lauter und weniger melodisch.

Das Anheben der Flügelbuge kann außerdem in aggressiven Kontexten gezeigt werden. Hier wird die Flügelstellung meist länger gehalten. Der Vogel macht sich groß, um den Gegner einzuschüchtern, häufig wird dazu dann auch das Gefieder abgestellt, um den Effekt zu verstärken.

Dieser Blaugenick-Sperlingspapagei zeigt eine entspannte Körperhaltung, entsprechend werden die Flügelbuge auch nur wenig angehoben.

Dieser Kontext wird von einem höheren Erregungszustand begleitet. Der Vogel im Video stellt die Flügelbuge entsprechend weiter und länger ab, die Federstellung ist weniger entspannt und er läuft auf und ab. Das Imponierverhalten wird von aggressiven Interaktionen mit dem Vogel auf der rechten Seite begleitet. Es handelt sich hierbei vermutlich um Balzverhalten mit leicht aggressiver Grundstimmung, vielleicht weil das Weibchen nicht auf die Imponierversuche des Männchens eingeht.

Flügelbuge maximal anheben #

neutral Entspannt Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel hebt beide Flügel parallel an, sodass die Schwingen geschlossen bleiben und die Flügel sich über dem Rücken fast berühren. Dies dauert wenige Sekunden, danach werden die Flügel wieder gesenkt.

Bedeutung:

Der Vogel streckt sich, es ist also normales Komfortverhalten.

Erst streckt der linke Vogel links Flügel, Bein und Schwanz, hebt die Flügelbuge, dann streckt die andere Seite– das volle Streckprogramm, hier nach dem Putzen, vor dem Abflug. Gleich darauf hebt auch der rechte Vogel beide Flügelbuge zum Strecken zwischen den zur Gefiederpflege nötigen Verrenkungen.

Flügel leicht abstellen #

negativ Aggression Ausdrucksverhalten Temperaturregulation

Beschreibung:

Der Vogel stellt die geschlossenen Flügel leicht ab, sodass sie mit ein wenig Abstand parallel zum Körper stehen. 

Bedeutung:

Vögel stellen ihre Flügel aus zwei Gründen ab: 

1. Vögel stellen ihre Flügel dauerhaft ab, wenn ihnen zu warm ist. So soll Luft unter die Flügel gelangen und für Abkühlung sorgen, denn Vögel können schließlich nicht schwitzen. Diese Position wird minutenlang gehalten und meist von glatt angelegtem Gefieder begleitet. Ist der Schnabel dabei geöffnet, wird zum weiteren Luftaustausch zudem gehechelt.

Ist dieses Verhalten in der kalten Jahreszeit (bei Innenhaltung) zu beobachten, ist der Raum zu stark geheizt! Die Heizung sollte heruntergedreht werden (eine Raumtemperatur von 19-22 Grad ist völlig ausreichend), sowie der Raum stoßgelüftet werden. Beobachtet man das Verhalten im Sommer, sollte z.B. durch Lüften oder besprühen der Vögel mit Wasser für Abkühlung gesorgt werden. 

2. Für Drohgebärden stellen Sperlingspapageien manchmal ihre Flügel ab, um sich größer wirken zu lassen. Dies stellt eine Steigerung des Anhebens der Flügelbuge dar. Im Vergleich zum Flügelabstellen zur Wärmeregulation ist das Gefieder hier jedoch aufgestellt, vor allem an Kopf und Rücken, und ggf. der Schwanz gefächert.

Flügelzucken (einmalig) #

neutral Angespannt/aufgeregt

Beschreibung:

Der Vogel zuckt einmalig leicht mit einem oder beiden Flügeln. Das Gefieder ist dabei in der Regel locker anliegend.

Bedeutung:

Dieses Verhalten ist eine Übersprungshandlung, häufig bei Unsicherheit oder Unschlüssigkeit. Dieses Verhalten entsteht aber auch aus einer kurzen Schrecksituation, die sich innerhalb von Sekundenbruchteilen entschärft. Man kennt dies vielleicht, wenn man z.B. in einen dunklen Raum kommt und einen großen Schatten sieht. Bevor man bewusst denken kann: „Oh Gott, ein Einbrecher!“, hat sich der Körper schon einmal hoch und wieder runtergefahren (es war doch nur der Kleiderständer 😉).

Hier zuckt ein Sperlingspapagei mit den Flügeln, als eine am Fenster vorbeifliegende Meise plötzlich auf ihn zukommt.

Futter teilen #

positiv Freundlich

Beschreibung:

Der Vogel lässt zu, dass ein anderer Vogel Futter entnimmt, welches sich bereits in seinem Schnabel befand. Es handelt sich hierbei nicht um hochgewürgten Nahrungsbrei aus dem Kropf. Dass ein Vogel Futter direkt anbietet, habe ich bisher weder selbst beobachtet, noch anderswo gelesen.

Bedeutung:

Ein Beweis von Zuneigung bzw. Paarbindung zwischen zwei Vögeln.

Man sieht, dass der gelbe Vogel seinen Kern nur mit etwas Widerwillen überlässt. Wenn man aber weiß, wie verfressen Sperlingspapageien sein können, versteht man, dass dies trotzdem ein Liebesbeweis ist. 😉

Der gelbe Vogel lässt zu, dass der grüne einen Kern aus seinem Schnabel nimmt.
Der gelbe Vogel lässt zu, dass der grüne einen Kern aus seinem Schnabel nimmt.

Füttern #

positiv Freundlich Sexualverhalten

Beschreibung:

Ein Vogel legt seinen Schnabel quer an den Schnabel eines anderen und übergibt, z.T. mit schnellen, rüttelnden Bewegungen des Kopfes, Futter. Diesem Verhalten geht normalerweise das Hochwürgen von Nahrung aus dem Kropf durch das hin und her schütteln des Kopfes voraus.

Bedeutung:

Normalerweise füttern sich nur Partnervögel gegenseitig bzw. Eltern ihre Jungen. Bei der Aufzucht von Küken, dient es tatsächlich der Nahrungsversorgung des Nachwuchses, da diese noch nicht selbstständig fressen können. Zudem füttert der Hahn die Henne während des Ausbrütens der Eier, da sie in dieser Zeit nicht oder nur selten das Nest verlassen kann.

Außerhalb von Brut und Aufzucht dient dieses Verhalten dem Umwerben während der Balz bzw. der Verstärkung einer bestehenden Paarbindung (auch außerhalb der Balz). Das Partnerfüttern während der Balz dient laut Lantermann (2012) dem Einüben des Fütterns der Henne während der Brut. Außerdem zeigt der Hahn damit, dass er die Henne samt Nachwuchs versorgen kann. Es ermöglicht aber auch der Henne das Übernehmen des Nahrungsbreis aus dem Schnabel des Hahnes einzuüben, damit im Ernstfall während der Brut keine wertvolle Nahrung daneben geht. Die Synchronisation von Futterübergabe und -übernahme muss erst geübt werden.

Gegenseitiges Füttern beider Partnervögel während der Balz.

Das gelbe Weibchen versucht das grüne Männchen zu füttern, welches jedoch wiederholt ablehnt. Das Weibchen frisst den hochgewürgten Nahrungsbrei dann selbst, was man an den schmatzenden Schnabelbewegungen sehen kann.

Gähnen #

neutral Entspannt Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel öffnet den Schnabel maximal für einige Sekunden, streckt die Zunge heraus und schließt den Schnabel wieder. Häufig beim Ruhen, vor oder nach der Nachtruhe zu beobachten.

Bedeutung:

Tja, Gähnen ist der Wissenschaft tatsächlich bis heute noch ein kleines Mysterium und die genaue Funktion ist nicht bekannt. Man kann aber sagen, dass es, genau wie beim Menschen, mit Müdigkeit einhergeht und sozial ansteckend ist. Zudem dient es (unter anderem) zum Strecken der Hals- und Schnabelpartien, ist also ein Komfortverhalten. Gähnen kann auch eine Übersprungshandlung sein.

Zwei Sperlingspapageien auf einem Weidenball. Der linke Sperlingspapagei gähnt.
Der gelbe Sperlingspapagei gähnt.
Genüsslich gähnender Sperlingspapagei.
Genüsslich gähnender Sperlingspapagei.

Geduckte Körperhaltung #

positiv negativ Aggression Krank Sexualverhalten

Beschreibung:

Der Körper befindet sich (stehend/sitzend) beinahe in der Waagerechten. Oft ist der Kopf dabei etwas weiter abgesenkt, als der Rumpf, wodurch ein leichter Buckel entsteht.

Bedeutung:

Eine geduckte, flache Körperhaltung kann mehrere Bedeutungen haben:

1. Diese Haltung ist Teil von Drohgebärden bei Papageien (siehe auch Federn an Kopf und Rücken gesträubt).

Blaugenick-Sperlingspapagei in drohender Haltung mit aufgestelltem Kopf- und Rückengefieder und geduckter Haltung.
Grüner Blaugenick-Sperlingspapagei in drohender Haltung.

2. Sitzt ein Vogel längere Zeit flach und mit gespreizten Beinen auf der Stange, sodass die Brust aufliegt, kann dies ein Hinweis auf nahende Eiablage oder Legenot sein (siehe Brutstimmung). Es kann aber auch ein Hinweis auf andere Krankheiten oder Verletzungen im Bauch- und Unterleibsbereich sein, z.B. ein Kloakenvorfall. In jedem Fall wird so beim Sitzen verhindert, dass der berührungsempfindliche Hinterleib auf der Sitzstange aufliegt.

3. Beobachtet man bei Weibchen, dass sie sich flach hinsetzen, kann dies auch ein Signal an das Männchen sein, dass es paarungsbereit ist. In diesem Fall wird auch der Bürzel nach oben gereckt, der Kopf hingegen ist oft nicht mit abgesenkt.

Zwei Sperlingspapageien kurz vor der Paarung. Das Weibchen sitzt nach vor gebäugt auf dem Ast, das Männchen hält sich mit einem Fuß fest und besteigt mit dem anderen das Weibchen, während er zur Stabilisierung mit den Flügeln schlägt.
Paarungsbereites Weibchen (gelb).

Natürlich kommt diese flache Körperhaltung auch in anderen Kontexten vor, z.B. wenn ein interessantes Objekt unterhalb des Sitzplatzes liegt oder wie hier, wo die beiden Sperlingspapageien durch die Schlitze der Jalousien hindurchschauen. Daher ist auch hier wieder das Gesamtbild aus Federstellung, Blick, Körperhaltung und begleitender Situation zu betrachten.

Zwei Sperlingspapageien sitzen geduckt auf einem Zweig am Fenster, um durch die halb geschlossenen Jalousien aus dem Fenster schauen zu können.

Gegenseitiges putzen #

positiv Entspannt Freundlich

Beschreibung:

Wie beim Putzen des eigenen Körpers wird beim Putzen anderer jede Feder unter vibrierenden Bewegungen von Schnabel und Zunge vom Ansatz bis zur Spitze durch den Schnabel gezogen. Der Empfängervogel plustert dazu leicht sein Gefieder in der entsprechenden Region auf. Bei Sperlingspapageien begrenzt sich Partnerputzen meist ausschließlich auf die Kopf- und Halsregion.

Bedeutung:

Soziales Putzen dient neben der Gefiederpflege auch dem Stärken der Paarbindung und ist unter nicht-verpaarten Vögeln seltener zu beobachten und ein Zeichen von Freundschaft. Ist der Vogel entsprechend zahm, kann diese Bindungsstärkung auch mit dem Menschen stattfinden, welcher mit dem Finger das Kopfgefieder kraulen kann. Hierfür muss allerdings ein großes Vertrauen zwischen Vogel und Mensch herrschen. Bei handaufgezogenen und/oder einzeln gehaltenen Vögeln ist das Zulassen des Kraulens durch den Menschen öfter zu beobachten, hierbei handelt es sich jedoch meist um eine sexuelle Fehlprägung, bei der der Vogel den Menschen als Partner ansieht.

Ein Sperlingspapagei putzt einen anderen am Kopf.
Ein Blaugenick-Sperlingspapageienweibchen putzt ihren Partner.

Hacken #

negativ Aggression Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Der Vogel schnellt mit dem Oberkörper nach vorn und bewegt gleichzeitig den Kopf nach vorn und unten, um mit dem Schnabel nach seinem Gegenüber zu hacken. Es kann in die Luft gehackt werden oder als Steigerung mit Kontakt zum Gefieder oder dem Körper des Gegenübers. Dabei wird jedoch nicht zugebissen.

Bedeutung:

Dies ist ein aggressives Verhalten leichter bis mittlerer Eskalationsstufe, welches zur Drohung oder zum Verscheuchen (als Angriff oder Verteidigung) dient. Häufig zu beobachten ist dies bei Sperlingspapageien, wenn Ressourcen (z.B. Wasser, Nahrung oder Spielzeuge) verteidigt werden oder wenn der Vogel sich durch andere Tiere oder Menschen bedrängt fühlt, z.B. durch zu forsche Annäherungsversuche.

Der grüne Vogel hackt nach dem gelben, welcher sich verteidigt. Ein typischer Sperli-Streit.

Hier sieht man gut, wie subtil und schnell die Körpersprache bei Vögeln oft ist. Der gelbe Vogel hackt leicht nach dem grünen, um das Spielzeug zu verteidigen.

Hin und her schreiten #

positiv negativ Aggression Angespannt/aufgeregt Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Der Vogel läuft leicht nach vorn gebeugt hin und her, dabei wird (auch auf der Stange) vorwärts gegangen, nicht seitwärts getrippelt. Das Gefieder liegt normal locker an oder ist leicht abgestellt, eventuell werden die Flügelbuge leicht abgestellt. Der Blick ist in Richtung einer Quelle gerichtet, die gerade besondere Aufmerksamkeit beim Vogel erzeugt. Eventuell wird dies von piepsenden und/oder knurrend-krächzenden Lautäußerungen begleitet.

Bedeutung:

Dieses Verhalten deutet immer auf einen hohen Erregungszustand des Vogels hin, welcher positiv oder negativ sein kann.

1. Der Vogel imponiert oder droht, z.B. während einer aggressiven Auseinandersetzung zwischen zwei Vögeln oder als territoriales Verhalten. Das schreiten ist dann häufig relativ langsam und das Gegenüber wird oft regelrecht angestarrt, beinah ohne zu blinzeln.

Der grüne Vogel schreitet während eines Streits mit der Partnerin drohend hin und her.

2. Der Vogel ist aufgeregt, ungeduldig oder vorfreudig, z.B. weil er aus dem Käfig gelassen werden möchte oder weil er weiß, dass es gleich Futter gibt. Hierbei werden die Flügelbuge nicht abgestellt und die gesamte Körperhaltung ist freundlicher.

Dieses Video entstand am zweiten Tag nach dem Einzug der beiden Vögel bei mir. Ich vermute, dass sich hier die Aufregung der nachlassenden Anspannung mit der Annahme des Käfigs als Revier (imponieren) mischt. (Die Rufe im Hintergrund sind Zebrafinken, welche ich in der Eingewöhnungszeit abspielte, da die beiden dies von ihrem alten Zuhause kannten.)

Hüpfen #

neutral Fortbewegung

Beschreibung:

Der Vogel bewegt sich am Boden oder von Ast zu Ast fort, indem er sich vom Boden/Ast abstößt, beide Füße gleichzeitig kurz zum Körper heranzieht, dann nach vorn bewegt und den Körper nachzieht um zu landen (im Gegensatz zum Laufen, bei dem ein Fuß vor den anderen gesetzt wird).

Bedeutung:

Hüpfen dient bei Papageien vor allem der Überwindung von kurzen Distanzen, welche sich über dem Boden befinden und/oder zu weit auseinander liegen, um sie laufend oder kletternd zu überwinden. Über diese kurzen Distanzen zu fliegen würde allerdings bis zu 10-mal mehr Energie benötigen, weshalb Vögel dies im Allgemeinen vermeiden. Anders als viele Singvögel hüpfen (Sperlings-)Papageien aber nicht zur Fortbewegung am Boden. Von anderen Papageienarten ist dies lediglich in verspielter Laune oder als Imponiergehabe bekannt. Von Sperlingspapageien kenne ich diesbezüglich jedoch keine Berichte.

Ein Sperlingspapagei hüpft eine Leiter hoch und runter.

Imponieren #

positiv negativ Aggression Angespannt/aufgeregt Freundlich Ausdrucksverhalten

Imponiergehabe kann aggressiv sein und hat dann Drohcharakter (siehe Verhaltensauflistung beim Filter „Aggression“).

Imponieren kann aber auch friedlich sein, z.B. bei der Balz, und wird dann von entspannter Körpersprache begleitet (siehe Verhaltensauflistung beim Filter „Entspannt“).

Beides wird oft von Übersprungshandlungen, sowie Lautäußerungen begleitet. Bei freundlicherem Imponieren sind diese bei Männchen meist gesangsartig. Typisch für Imponierverhalten bei Sperlingspapageien ist das Anheben der Flügelbuge.

Dieses Video wurde aufgenommen, nachdem ich die Käfigeinrichtung umgeräumt hatte. Es könnte sich hierbei also um Reviermarkierung handeln. Trotzdem zeigt die Federstellung friedliche Absichten und einen relativ entspannten Gemütszustand an.

In die Hocke gehen / knicksen #

neutral Ausdrucksverhalten Fortbewegung

Beschreibung:

Der Vogel geht in schnellem Tempo von der normalen aufrechten Körperhaltung in eine geduckte Haltung über, bei der die Brust beinah auf dem Boden/Ast aufliegt. Der Kopf bleibt dabei teilweise nach oben gerichtet, häufig wird dabei auch der Kopf oder der gesamte Körper rasch von einer Seite zur anderen bewegt. Manchmal wird das in die Hocke gehen und wieder aufrichten mehrfach wiederholt und sieht dann wie knicksen aus. Dabei ist das Gefieder häufig angelegt. Oft wird dieses Verhalten auch von kurzen, hohen Piepslauten (Flugrufen) begleitet.

Bedeutung:

Dieses Verhalten geschieht direkt vor dem Abflug. Es wird mit dem Körper Schwung geholt, um sich möglichst kraftvoll abstoßen zu können. Vor allem, wenn dieses Verhalten jedoch wiederholt ohne tatsächlichen Abflug gezeigt wird, dient es auch der Kommunikation der Abflugabsicht an andere Vögel. Dies ermöglicht einen gemeinsamen Abflug des Paares oder Schwarmes (siehe Spiegeln/ Synchronverhalten). Außerdem kommt das wiederholte knicksen oft vor, wenn der Vogel unsicher ist, ob er abfliegen möchte oder nicht. Das hin und her bewegen des Kopfes dient der verbesserten dreidimensionalen Wahrnehmung der Umgebung. So kann der Vogel Entfernungen einschätzen und punktgenauer landen oder Hindernisse vermeiden.

Ein Zusammenschnitt von Sperlingspapageien beim Abflug-Knicksen.

Interesse an dunklen Orten / Höhlen #

neutral Sexualverhalten

Beschreibung:

Der Vogel sucht vermehrt dunkle Orte auf und hält sich dort auch längere Zeit auf, z.B. Nistkästen (falls angeboten), Regale, Schränke, Nischen, Kartons etc. Mitunter werden die „Höhlenwände“ benagt. Bei Annäherung durch andere Vögel oder den Menschen wird teilweise aggressives Verhalten gezeigt. Dieses Verhalten ist vor allem bei weiblichen Papageien zu beobachten.

Bedeutung:

Der Vogel ist geschlechtsreif und sucht einen Nistplatz. Da viele Papageien, inklusive Sperlingspapageien, Höhlenbrüter sind, fühlen sie sich von dunklen Ecken magisch angezogen, sobald die Brutstimmung einsetzt.

Klettern #

neutral Fortbewegung

Beschreibung:

Der Vogel bewegt sich mithilfe von Schnabel und Füßen vorwärts (v.a. auf schrägen oder vertikalen Ebenen, kopfüber oder zwischen Ästen). Dabei streckt sich der Vogel zunächst nach vorn bzw. oben, hält sich mit dem Schnabel fest und zieht erst einen, dann den anderen Fuß nach. Auf diese Weise können weite Strecken zurückgelegt werden. Alternativ kann auch seitwärts geklettert werden, indem zuerst der Schnabel zu einer Seite hin platziert wird, dann die Füße loslassen und im Halbkreis um den Schnabel zur Seite geschwungen werden, bis sie wieder Halt finden.

Bedeutung:

Klettern ist zwar die langsamste Fortbewegungsart von Papageien, aber sehr energieeffizient, wo laufen oder hüpfen nicht möglich sind. Kurze Strecken zu fliegen, wäre in freier Wildbahn viel zu energieaufwändig. Außerdem sind Papageien die einzigen Lebewesen, die in der Lage sind, sich auf diese Weise „dreibeinig“ fortzubewegen. Dafür sind sogar ihre Gehirne speziell angepasst (Young et al. 2022). Zudem haben sie für das Klettern auf verschiedensten Oberflächen extra angepasste Füße. Im Gegensatz zu Singvögeln, welche drei nach vorn zeigende Zehen und eine nach hinten zeigende Zehe haben (sogenannte anisodactyle Anordnung), besitzen Papageien zwei nach vorn und zwei nach hinten gerichtete Zehen (sogenannte zygodactyle Anordnung).

Ein Sperlingspapagei klettert am Käfiggitter zuerst nach oben, dann kopfüber nach unten und schließlich auf ein Seil. Gut zu sehen ist, wie immer zuerst der Schnabel platziert wird, und dann nacheinander die Füße.

Kopf am Schwanzansatz reiben #

neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel reibt den Kopf durch halbkreisartige Kopfbewegungen an der Bürzeldrüse, welche sich oberhalb des Schwanzes befindet. Das Gefieder ist dabei aufgestellt. Dieses Verhalten tritt in der Regel während der Gefiederpflege auf.

Bedeutung:

Am Schwanzansatz befindet sich die sogenannte Bürzeldrüse. Sie sondert ein Sekret ab, welches Haut und Gefieder pflegt und schützt. Bei den meisten Vögeln, und so vermutlich auch bei Sperlingspapageien, wird das Sekret mit dem Schnabel beim Putzen auf dem Gefieder verteilt. Das Reiben des Kopfes an der Bürzeldrüse dient daher vermutlich der Pflege des Kopfgefieders, da dieses nicht mit dem eigenen Schnabel erreicht werden kann.

Ein Blaugenick-Sperlingspapagei beendet seine Gefiederpflege mit dem Reiben des Kopfgefieders an der Bürzeldrüse.

Kopf aufplustern und absenken #

positiv Freundlich Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Der Vogel senkt den Kopf nach vorn und stellt dabei rundum alle Kopffedern ab. Meist wird dieses Verhalten in unmittelbarer Nähe zum Partnervogel oder zum*zur Halter*in gezeigt.

Bedeutung:

Dies ist eine Aufforderung zum Putzen bzw. Kraulen, ein Beweis von Zuneigung und Vertrauen dem Empfänger gegenüber.

Zwei Sperlingspapageien sitzen nebeneinander. Der linke senkt seinen aufgeplusterten Kopf ab.
Der grüne Vogel fordert den blauen auf ihn zu putzen bzw. kraulen.

Kopf hin und her schütteln #

positiv negativ Freundlich Krank

Beschreibung:

Der Kopf wird leicht hin und her geschüttelt, der Bereich um den Kropf wirkt dabei vergrößert, der Schnabel ist leicht geöffnet. Danach wird meistens der Partner gefüttert oder es werden schmatzende Schnabelbewegungen gemacht.

Bedeutung:

Der Vogel würgt Nahrung aus dem Kropf hoch. Sperlingspapageien zeigen dabei die oben beschriebene sehr charakteristische Bewegung. Dient es der Partnerfütterung, ist es ein positives Bindungsverhalten, das u.a. auch während der Balz gezeigt wird. Dient es der Fütterung der Jungen ist es ein normales und notweniges Verhalten zur Aufzucht.

Zeigt der Vogel dieses Verhalten jedoch öfter ohne diese Kontexte, deutet dies entweder auf Krankheit oder sexuelle Fehlprägung hin. V.a. einzeln gehaltene Papageien „füttern“ z.B. Spiegel oder Plastikvögel (beides sowieso völlig ungeeignete Käfigausstattung). Auch das Hochwürgen von Futter für den Menschen ist abnormales Verhalten und sollte nicht als Zeichen von Zuneigung genossen werden. Es kommt besonders häufig bei handaufgezogenen Tieren vor.

Hochwürgen von Futter für den Partnervogel bei Weibchen und Männchen während der Balz bei Blaugenick-Sperlingspapageien.

Hier würgt der Vogel Futter hoch und schluckt es danach wieder. Da dieses Verhalten unmittelbar nach der Paarung geschieht, ist es nicht als bedenklich einzustufen, sondern eher als ein Rest Balzenergie.

Kopf ins Rückengefieder stecken #

neutral negativ Entspannt Krank Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel dreht den Kopf nach hinten und steckt den Schnabel zwischen die Flügel ins aufgeplusterte Rückengefieder.

Bedeutung:

Dies ist die typische Schlafhaltung für Vögel. So kann nachts auch bei kühleren Temperaturen wertvolle Energie in Form von Wärme bewahrt werden. Manche Sperlingspapageien nehmen auch bei Nickerchen tagsüber diese Position ein. Beobachtet man dieses Verhalten jedoch zu ungewöhnlichen Zeitpunkten oder vermehrt, kann dies ein Hinweis sein, dass der Vogel krank ist.

Sperlingspapagei im Käfig auf einem Ast mit dem Kopf im Rückengefieder.
Gerade erst aufgewacht, steckt das Köpfchen noch im Gefieder.
Zwei kranke, stark aufgeplusterte Sperlingspapageien in Schlafstellung mit dem Kopf im Rückengefieder.
Kranke Vögel in Schlafhaltung.

Kopfüber hängen #

neutral Fortbewegung

Beschreibung:

Der Vogel hält sich mit den Füßen an einem Ast o.ä. fest und hängt von dort kopfüber herunter. Teilweise wird sich auch nur noch mit einem Fuß festgehalten.

Bedeutung:

Im Gegensatz zu größeren Papageien kann man bei Sperlingspapageien sehr häufig beobachten, dass sie kopfüber hängen. Während es bei den größeren Verwandten meist ein Zeichen von Ausgelassenheit ist, hängen Sperlingspapageien während der normalen kletternden Fortbewegung häufig kopfüber, selbst wenn sie angespannt sind. Wird sich locker nur noch mit einem Füßchen festgehalten, handelt es sich eher um verspieltes, ausgelassenes Verhalten. Was dabei zählt, ist, wie schnell aus der jeweiligen Position heraus geflohen werden kann. Durch ihre geringe Körpergröße können Sperlingspapageien auch aus der Position kopfüber schnell in den Flug starten. Ist mit den Füßen jedoch kein sicherer Halt und keine leichte Flucht mehr möglich, so muss sich der Vogel dazu sicher und entspannt fühlen.

Zwei Sperlingspapageien interagieren mit einem Schredder-Spielzeug. Der linke Vogel hängt kopfüber.
Sperlingspapageien beim Schreddern und Erkunden.
Ein Sperlingspapagei hängt mit einem Fuß kopfüber von einer Plattform herunter.
Für solche Verrenkungen muss der Vogel sich aber sicher fühlen. 😉

Hier kann man sehr schön sehen, wie die kleinen Flugakrobaten mit Leichtigkeit aus der Position kopfüber in den Flug starten können.

Körper an Körper sitzen #

positiv Freundlich

Beschreibung:

Zwei Vogel sitzen so nebeneinander, dass sich ihre Körper dabei berühren. Häufig ist dies beim gemeinsamen Ruhen zu beobachten.

Bedeutung:

Dieses Verhalten ist ein zarter Beweis von Zuneigung zwischen zwei Vögeln, nicht so stark wie sich gegenseitig zu putzen, doch gerade bei Vergesellschaftung oder Verpartnerung neuer Vögel ein wichtiger Hinweis, dass Sympathie besteht. Bei Vögeln, welche sich nicht mögen bzw. keine nähere Beziehung pflegen, besteht stets ein gewisser Abstand zwischen den Tieren.

Zwei Sperlingspapageien sitzen im engen Körperkontakt zueinander in einem Holzring.
Wer unter solch beengenden Verhältnissen so nah beieinander sitzt, der mag sich wirklich.

Kot absetzen #

neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Unterkörper wird leicht nach hinten und unten geschoben, sodass beim Sitzen auf einem Ast der Hinterleib so platziert ist, dass möglichst kein Kot auf den Sitzplatz fällt. Dabei wird der Schwanz leicht nach oben gehoben und das Gefieder um die Kloake aufgeplustert. In dieser Haltung wird sichtbar ein Kothäufchen ausgeschieden. Danach kehrt der Vogel wieder in seine normale Körperhaltung zurück. Oft wird nach dem Kotabsetzen das Gefieder geschüttelt.

Bedeutung:

Dieses Komfortverhalten ist der normale Vorgang beim Ausscheiden von Stoffwechselabfällen.

Ein Sperlingspapagei hat seinen Hinterleib nach hinten und unten an der Sitzstange vorbeigeschoben, das Gefieder im die Kloake ist aufgeplustert, der Schwanz gehoben.
Körperhaltung kurz vor dem Kotabsetzen. Gut zu sehen ist, dass die instinktiv eingenommene Haltung ein Verschmutzen der Sitzplätze minimiert.

Kratzen #

neutral negativ Krank Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel schiebt einen Flügel nach vorn und unten, sodass der gleichseitige Fuß über dem Flügel an den Kopf gelangen kann. Mithilfe der Krallen kann der gesamte Kopf- und Nackenbereich erreicht werden (juckt es an anderen Körperstellen, können diese mit dem Schnabel erreicht werden). Der Fuß wird dann blitzschnell hoch und runter bewegt. Die zu kratzende Stelle wird hauptsächlich durch Kopfbewegungen variiert.

Bedeutung:

Sperlingspapageien bilden eine Ausnahme von den Neuweltpapageien, welche sich „vorn herum“ kratzen, d.h. ohne den Flügel abzusenken, so wie der Großteil der Papageien. Die meisten Quellen sehen das Kratzen mit abgesenktem Flügel jedoch als die ursprünglichere Art an und entsprechend kratzen sich auch viele andere Vogel-Ordnungen so.

Tritt Kratzverhalten in moderatem Maße auf, ist es ein normales Komfort- und Pflegeverhalten. Während der Mauser ist auch häufigeres Kratzen normal. Sollte sich ein Vogel außerhalb der Mauser besonders häufig oder gar blutig kratzen, ist dies ein Hinweis auf mögliche Erkrankungen wie Parasitenbefall.

Zudem kratzen sich Papageien mitunter vermehrt, wenn die Luftfeuchtigkeit zu gering ist (wodurch die Haut austrocknet und juckt) oder Bademöglichkeiten entweder gänzlich fehlen, nicht angenommen werden, verunreinigt sind oder durch dominantere Vögel verteidigt werden. Das Schaffen von adäquaten und ausreichend vielen bzw. großen, sauberen Bademöglichkeiten schafft dann Abhilfe.

Zwei Sperlingspapageien auf einem Ast, der linke putzt sich, der rechte kratzt sich.
Der gelbe Sperlingspapagei kratzt sich den Nacken mit dem Fuß.

Hier das Ganze nochmal als Video.

Lang machen #

positiv neutral negativ Angst Angespannt/aufgeregt Ausdrucksverhalten Fortbewegung

Beschreibung:

Der Vogel streckt seinen Hals in die Länge, teilweise auch den gesamten Körper. Die Gesamtkörperlänge kann sich dabei stark vergrößern, da Vögel einen sehr langen Hals mit deutlich mehr Halswirbeln (11 bis 23) als Säugetiere (i.d.R. 7) haben.

Bedeutung:

Das Langstrecken bei Papageien kann verschiedene Bedeutungen haben:

1. Der Vogel drückt damit Anspannung und Angst aus, denn lang gestreckt können mögliche Gefahren besser erkannt werden.

In diesem Video kann man sehr schön sehen, wie sich die Körpersprache situativ verändert. Zunächst wird relativ entspannt gefressen. Doch da die Schale recht weit unten steht, sind die beiden dabei immer wachsam. Man sieht, wie sich die beiden lang machen, als irgendein Geräusch oder vielleicht eine Krähe, die am Fenster vorbeifliegt, sie unruhig macht. Danach folgt das sichtbare Nachlassen der Anspannung und das Fortsetzen der Nahrungssuche.

2. Der Vogel ist aufmerksam oder neugierig und versucht ein Objekt von Interesse besser sehen zu können. Die Federn sind in der Regel entspannt anliegend. Zu beobachten ist dies z.B., wenn sich der*die Halter*in mit der Futterschüssel nähert oder wenn etwas Interessantes vor dem Fenster passiert.

Ein Sperlingspapagei macht sich lang und schaut von einer Plattform herab in die Kamera.
Dieser neugierige Sperlingspapagei macht sich lang um sehen zu können, was seine Halterin macht.

3. Der Vogel versucht etwas weit Entferntes mit dem Schnabel zu erreichen. Zu beobachten ist dies z.B. beim Klettern, wenn der nächste Haltepunkt weit weg ist, oder wenn die Hand des Menschen noch etwas gruselig ist und sich für ein Leckerli gestreckt wird.

Ein Sperlingspapagei frisst an einem Strauß Lein und macht sich dabei ganz lang.
Dieser Sperlingspapagei macht sich lang um an noch gefüllte Leinkapseln zu gelangen.

Laufen #

neutral Fortbewegung

Beschreibung:

Der Vogel bewegt sich auf einer flachen Oberfläche fort, indem abwechselnd ein Fuß vor den anderen gesetzt wird. Die Geschwindigkeit dieser Fortbewegungsart ist sehr variabel von sehr langsam, z.B. bei der Futtersuche auf dem Boden, bis erstaunlich schnell. Anders als bei vierbeinigen Tieren, welche in der Regel drei Gangarten haben (Schritt, Trab, Galopp), verändert sich die Gangart bei Vögeln mit zunehmender Geschwindigkeit nur minimal. Ähnlich wie beim Menschen befinden sich bei hohen Geschwindigkeiten zeitweise beide Füße gleichzeitig in der Luft (Rennen).

Auch auf Ästen kann gelaufen werden. Zum einen kann, wie beim Laufen auf dem Boden, in Astrichtung vorwärtsgelaufen werden. Hier kann man aber oft auch ein Seitwärtstrippeln beobachten. Dabei sitzt der Vogel wie gewohnt quer zum Ast, dann wird ein Fuß zu einer Seite hin versetzt und der andere nachgezogen. Auf diese Weise werden meist kürzere Strecken überwunden, vor allem im Kontext von Balz oder Aggression.

Bedeutung:

Laufen ist die energiesparsamste Fortbewegungsart für Vögel auf mehr oder weniger flachen Oberflächen. Wo immer es der Untergrund zulässt, laufen (Sperlings-)Papageien dementsprechend vorzugsweise bzw. wechseln fließend mit klettern, wo immer laufen nicht mehr möglich ist. Im Gegensatz zu vielen kleinen Singvögeln ziehen auch kleine Papageien das Laufen eindeutig dem Hüpfen vor. Zur Überwindung von Distanzen am Boden ist Hüpfen bei Papageien fast gar nicht zu beobachten (wenn, dann eher in verspielter Laune v.a. bei Jungtieren). Geflogen wird für solche Distanzen nur, wenn sich der Energieaufwand lohnt, z.B. um vor Artgenossen am Futter zu sein, Eindringlinge zu verjagen oder zu flüchten.

 
Ein Sperlingspapagei läuft langsam auf Holzeinstreu des Käfigbodens.

Ein Sperlingspapagei läuft etwas zügiger auf glattem, etwas rutschigem Untergrund (Acrylglas).

Mit dem Schwanz wackeln #

neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel bewegt den Schwanz blitzschnell mehrfach hin und her. Dies wird auch von einem hörbaren Flattern der Schwanzfedern begleitet.

Bedeutung:

Dieses Verhalten ist häufig im Kontext des Badens zu beobachten, oft auch begleitet vom Schütteln des gesamten Gefieders. In diesem Zusammenhang dient das Verhalten vermutlich dem Entfernen überschüssiger Flüssigkeit aus dem Gefieder. Mit dem Schwanz wackeln kann auch eine Übersprungshandlung sein.

Dieser Sperlingspapagei schüttelt nach dem Baden sein Schwänzchen.

Mit einem Auge schauen #

neutral Angespannt/aufgeregt

Beschreibung:

Objekte von Interesse werden mit einem Auge fokussiert. Dazu wird der Kopf seitlich gedreht, sodass er ungefähr im 90°-Winkel zum fokussierten Objekt ist.

Bedeutung:

Der Vogel schaut sich ein entfernteres Objekt genau an. Was wie ein kokettes Kopfschieflegen aussehen mag, ist lediglich der Anatomie von Papageien geschuldet. Als Beutetiere haben Papageien ihre Augen seitlich am Kopf (im Gegensatz zu Raubvögeln, wie z.B. Eulen, bei welchen die Augen weiter vorn sitzen). Dies ermöglicht einen guten Rundumblick mit wenig toten Winkeln, wodurch stets von fast allen Seiten sich nähernde Raubtiere entdeckt werden können. Es hat allerdings den Nachteil, dass die Schnittfläche der Sehfelder beider Augen sehr klein ist, wodurch nur nahe Objekte scharf gesehen werden können. Weiter entfernte Objekte können dagegen mit einem Auge schärfer gesehen werden.

Ein Sperlingspapagei sitzt auf einer erhöhten Plattform. Er hat den Kopf schief gelegt, sodass er mit einem Auge nach unten schaut.
Dieser Sperlingspapagei schaut der Blüte hinterher, welche er gerade heruntergeschmissen hat.
Ein Sperlingspapagei sitzt auf einem Ast. Er hat den Kopf schief gelegt, sodass er mit einem Auge nach unten schaut.
Ein Blaugenick-Sperlingspapagei schaut sich etwas auf dem Käfigboden an.

Nagen / schreddern / orales Erkunden #

positiv neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Objekte werden vom Vogel mit Schnabel und/oder Zunge berührt, manipuliert oder sogar Stücke herausgebissen. Diese werden dann z.T. noch im Schnabel untersucht, indem das Stück gedreht und mit der Zunge betastet und geschmacklich geprüft wird. Stücke werden z.T. auch mit dem Schnabel zerkaut/zermahlen.

Bedeutung:

Dieses Verhalten entstammt ursprünglich aus der Nahrungssuche und dem Nestbauverhalten. Mit diesen Verhaltensweisen werden in freier Wildbahn Samen freigelegt und entspelzt, Kerne aus Hüllen oder Fruchtfleisch freigelegt oder Nahrung in morschem Holz gefunden. Zudem wird dieses Verhalten zum Ausbau von Bruthöhlen verwendet. Sperlingspapageien nutzen zwar gern fertige Bruthöhlen, andere Papageien nagen sich z.T. jedoch eigene Höhlen und so scheint ein Teil dieses Verhaltens auch über die Papageienordnung hinweg angelegt zu sein.

Zwei Sperlingspapageien erkunden ein Spielzeug aus Naturmaterialien mit ihren Schnäbeln und Zungen.
Diese beiden Blaugenick-Sperlingspapageien erkunden ein „Spielzeug“ aus Holz, Kork und Kokosfaser. Gut zu sehen ist beim grünen Männchen auch das betasten und kosten des Holzes mit der Zunge.

Man kann definitiv bei allen Papageienvögeln, ob Höhlenbauer oder nicht, einen instinktiven Nagedrang beobachten, welcher auch in Menschenobhut ausgelebt werden muss. Da bei Papageien der Schnabel das Hauptwerkzeug darstellt, vergleichbar mit unseren Händen, werden neue Objekte auch vorzugsweise mit Schnabel und Zunge (also oral) erkundet, auch wenn sie nicht geschreddert werden. Außerdem dient das benagen von Holz und anderen härteren Materialien der Abnutzung des Schnabelhorns und damit der Schnabelpflege. Da der Schnabel, so wie unsere Fingernägel, ständig nachwächst, muss er abgenutzt werden, damit er nicht zu lang wird.

Dieser Sperlingspapagei zerlegt ein Stück Balsa-Holz um an das darunterliegende Futterversteck zu gelangen.

Hier wird ein Korken geschreddert und erkundet, z.T. sogar mit dem Fuß, bei Sperlingspapageien eher selten zu beobachten. Man kann gut sehen, wie abgebissene Korkstückchen im Schnabel noch weiter erkundet werden, bevor sie fallen gelassen werden und sich wieder dem Korken gewidmet wird.

Niesen #

neutral negativ Krank Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel äußert einen leisen, schnellen Zischlaut, der sich in etwa wie ein „Tssk“ anhört. Oft wiederholt sich dies mehrfach und der Kopf bewegt sich z.T. dabei schnell nach vorn und unten. Im Vergleich zum Niesen bei vielen Säugetieren ist das Niesen bei Papageien ziemlich unauffällig, weshalb es oft nicht als solches erkannt wird.

Bedeutung:

Wie bei anderen Tieren inkl. Menschen dient niesen dem Entfernen von Fremdkörpern (z.B. Staub oder Wasser) bzw. Krankheitserregern aus den oberen Atemwegen. Gelegentliches Niesen ist daher normal und unbedenklich. Vor allem während der Gefiederpflege oder dem Baden wird häufig geniest, da hier oft Federstaub bzw. Wasser in die Nase geraten. 

Paarung / Tretakt #

positiv Freundlich Sexualverhalten

Beschreibung:

Das Weibchen duckt sich und hebt den Bürzel an. Das Männchen besteigt das Weibchen seitlich und krallt sich mit einem Fuß am Rücken des Weibchens fest, während der andere Fuß die Sitzstange umschließt. Der Schwanz des Weichens wird nach oben gereckt, der des Männchens nach unten hin angewinkelt, sodass die Kloaken aufeinandergepresst werden können. Begleitet wird dies von quietschenden Lautäußerungen. Die Paarung kann bei Sperlingspapageien mehrere Minuten dauern.

Mehreren Quellen zufolge findet der Paarungsakt bei Sperlingspapageien immer, wie beschrieben, seitlich statt (wie für Neuweltpapageien typisch). Ein Besteigen des Rückens des Weibchens, wie bei den meisten Vögeln, wurde meiner Kenntnis nach noch nicht beschrieben.

Ebenso wie bei der Balz können auch hier die Rollen vertauscht sein, wobei das Weibchen das Männchen begattet. (Mir ist jedoch nicht bekannt, ob diese Form zu einer erfolgreichen Befruchtung führen kann, oder ob dies auch in freier Wildbahn vorkommt. Es gibt aber Berichte anderer Papageienarten, bei welchen „female mounting“ zur erfolgreichen Befruchtung der Eier und Aufzucht der Jungen führte.)

Bedeutung:

Primär dient dieses Verhalten der Fortpflanzung. Bei Sperlingspapageien sind Balz und Paarung jedoch auch außerhalb der Brutzeit zu beobachten und dienen dann der Festigung der Paarbindung.

Zwei Blaugenick-Sperlingspapageien bei der Paarung. Hier wohl noch etwas ungeschickt, da sich die Kloaken nicht berühren.

Putzen / Gefiederpflege #

neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Schnabel wird ins Gefieder gesteckt, sodass eine Feder am Ansatz gegriffen werden kann. Die Feder wird nun unter vibrierenden Bewegungen von Schnabel und Zunge bis zur Spitze durch den Schnabel gezogen. Dieser Vorgang wird bei jeder Feder wiederholt. Das Gefieder ist währenddessen meist locker gesträubt. In der Regel wird nicht das gesamte Federkleid in einer Sitzung geputzt, sondern immer nur Anteile über den Tag verteilt. Das Bewegungsmuster ist grundlegend gleich für alle Körperregionen, die mit dem Schnabel erreicht werden können. Das Kopfgefieder wird jedoch durch den Partnervogel gepflegt.

Bedeutung:

Putzen ist ein lebensnotwendiges Komfortverhalten. Das Federkleid ist eines der wichtigsten Dinge für einen Vogel, da es das Fliegen, ob für Nahrungssuche oder Flucht, ermöglicht. Daher verbringen Vögel relativ viel Zeit mit der Gefiederpflege.

Die Federn werden dabei geordnet und geglättet, sodass die mikroskopisch kleinen Verästelungen der Federn wieder ineinandergreifen und die Oberfläche geschlossen ist. Das ist nötig, damit beim Fliegen keine Luft durch die Federn hindurchzieht, was den Auftrieb verringern würde. Zudem schützt ein durchlässiges Gefieder nicht ordentlich vor Kälte und Hitze. Außerdem werden beim Putzen alte Federn, Federkiele, Hautschuppen und Schmutz entfernt.

Letztlich wird beim Putzen außerdem mit dem Schnabel Sekret aus der sogenannten Bürzeldrüse verteilt, welche sich am Schwanzansatz befindet. Das Sekret pflegt und schützt Haut und Gefieder und dient zur Vitamin D-Herstellung. Über die Nahrung nehmen Vögel nur Vorstufen des Vitamin D auf. Dieses sogenannte Provitamin D konzentriert sich bei Vögeln in der Bürzeldrüse. Beim Einreiben des Gefieders mit dem Bürzeldrüsensekret wird das Provitamin D auf dem Gefieder verteilt, wo es durch UVB-Einstrahlung durch Sonnenlicht oder eine Vogellampe in Vitamin D3 umgewandelt wird, welches der Vogel dann bei der nächsten Gefiederpflege aufnimmt.

Putzverhalten wirkt oft stimmungsübertragend auf andere, zum Teil sogar artübergreifend.

Zwei Sperlingspapageien putzen ihr Gefieder an unterschiedlichen Körperstellen.

Ruhen #

neutral negativ Entspannt Krank Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel sitzt, meist auf einem Bein, auf einem höhergelegenen Sitzplatz und verweilt dort über längere Zeit. Die Körperspräche ist dabei entspannt.

Bedeutung:

Ruhen ist ein Komfortverhalten und dient dem Sparen bzw. wieder Auftanken von Energie. In freier Wildbahn ruhen Papageien typischer Weise über die heiße Mittagszeit. In Gefangenschaft, kann dies ebenfalls häufig beobachtet werden, meist gibt es jedoch mehrere kürzere Ruhephasen über den Tag verteilt. Partnervögel ruhen meistens gemeinsam im engen Körperkontakt zueinander. Häufig wird zum Ruhen ein weit oben liegender Sitzplatz ausgesucht.

Zwei Sperlingspapageien sitzen eng beieinander auf einer Stange, jeweils auf einem Bein mit aufgeplustertem Gefieder.
Ein Blaugenick-Sperlingspapageienpärchen bei der Mittagsruhe.

Schlafen / dösen #

neutral Entspannt Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel sitzt auf einer (meist der höchstmöglichen) Sitzgelegenheit, das Gefieder ist aufgeplustert, die Augen geschlossen. Meist wird der Kopf nach hinten gedreht und der Schnabel ins Rückengefieder gesteckt (siehe Kopf ins Rückengefieder stecken). Beim Dösen tagsüber wird der Kopf oft nicht ins Gefieder gesteckt.

Bedeutung:

Dies ist die normale Schlafhaltung der meisten Vögel inkl. Sperlingspapageien. Durch eine spezielle Sehnenkonstruktion im Vogelbein umschließen die Füße auch beim Schlafen sicher den Sitzast und der Vogel fällt nicht herunter.

Zwei ruhende Sperlingspapageien auf einem Ast, der vordere hat den Schnabel ins Rückengefieder gesteckt.
Der grüne Sperlingspapagei macht tagsüber ein Schläfchen.

Schnabel aufreißen #

negativ Aggression Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Der Schnabel ist deutlich geöffnet und einem anderen Vogel oder Menschen zugewandt. Das Gefieder ist dabei in der Regel entweder aufgeplustert (vor allem an Kopf und Rücken) oder glatt anliegend. Manchmal wird dieses Verhalten von fauchenden Lautäußerungen begleitet.

Bedeutung:

Dieses Verhalten ist eine Drohgebärde. Der Schnabel wird dem Gegenüber sozusagen als Waffe präsentiert und ein bevorstehender Biss angedeutet. Meist ist dies die erste Warnung, wenn sich der Vogel bedrängt fühlt oder Ressourcen wie Futter, Partner oder Spielzeug verteidigt. Der Vogel kommuniziert damit, dass er Distanz schaffen möchte. Wird dieser Wunsch nicht respektiert, folgt entweder aggressiveres Verhalten oder die Flucht.

Ein Beispiel wie subtil Papageienkommunikation sein kann: Zwei Sperlingspapageien fressen aus einer Schale, wobei der gelbe dem grünen Vogel zu nah kommt, was vom grünen Vogel mit aufgerissenem Schnabel kommuniziert wird.

Schnabelknirschen #

positiv Entspannt Ausdrucksverhalten Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel reibt Ober- und Unterschnabel gegeneinander, was ein knusperndes, knirschendes Geräusch erzeugt. Dieses Verhalten wird meist, wenn nicht gar ausschließlich, in Ruhe gezeigt und in der Regel von Zeichen der Entspannung begleitet.

Bedeutung:

Dieses Komfortverhalten dient zum einen der Schnabelpflege: Der Unterschnabel wird durch das Reiben am Oberschnabel abgenutzt und geschärft. Zum anderen ist es ein Zeichen von Entspannung und Wohlbefinden. Ähnlich wie Gefiederpflege wird dieses Verhalten nur gezeigt, wenn keine unmittelbaren Bedrohungen vorliegen und (lebens-)wichtigere Bedürfnisse bereits befriedigt sind. Das hörbare Knirschen signalisiert zudem vermutlich auch Artgenossen ein entspanntes Umfeld und wirkt daher auch stimmungsübertragend.

Zwei Blaugenick-Sperlingspapageien beim entspannten Schnabelknirschen.

Schnabelfechten #

negativ Aggression Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Zwei Vögel hacken gegenseitig nacheinander, wobei vor allem auf Kopf, Schultern und Schnabel des Gegenübers gezielt wird. Die Schnäbel berühren sich dabei häufig oder werden sogar ineinander verhakt, wodurch eine Art Tauziehen entsteht.

Bedeutung:

Dieses Verhalten entsteht bei leichten bis mittelschweren aggressiven Auseinandersetzungen, bei denen keiner der Beteiligten zurückweicht. Meist steigert sich die Auseinandersetzung dann in schwerere Formen der Aggression bis einer nachgibt. Schnabelfechten kann auch im spielerischen Kontext vorkommen, ob dies auch bei Sperlingspapageien der Fall ist, ist mir aber nicht bekannt.

Zwei Sperlingspapageien beim Schnabelfechten, hier im Kontext der Balz (welche vom Weibchen nicht erwidert wird).

Schnäbeln #

positiv Freundlich Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Zwei Vögel berühren gegenseitig ihre Schnäbel vorsichtig und zart. Dabei werden teils ähnliche Schnabel- und Zungenbewegungen wie bei der Gefiederpflege gezeigt. Meist sind die Schnäbel leicht ineinander verhakt, teils berühren sich auch die Zungen.

Bedeutung:

Dieses Verhalten kommt dem Küssen bei uns Menschen tatsächlich sehr nah. Es ist ein Ausdruck der Bindung zwischen Partnern und eine liebevolle Geste, die beide meist zu genießen scheinen. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine ritualisierte Form der Partnerfütterung ohne Futter. Die würde eine Pflege der Paarbindung auch ohne Futter ermöglichen und könnte daher von evolutionärem Vorteil gewesen sein.

Zwei Sperlingspapageien mit locker anliegendem Gefieder berühren sich mit den Schnäbeln und Zungen.
Ein Pärchen Blaugenick-Sperlingspapageien beim liebevollen schnäbeln.

Schnabelwetzen #

neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Vogel reibt seinen Schnabel an einem Ast oder ähnlichem.

Bedeutung:

Mit diesem Komfortverhalten wird der Schnabel von Futterresten oder anderen Verunreinigungen gereinigt. Vermehrt kann man dies nach dem Verzehr von Obst und Gemüse beobachten. Auch nach dem Baden bzw. zwischen mehreren Badeeinheiten wird dieses Verhalten oft gezeigt.  

Ein Blaugenick-Sperlingspapagei reinigt seinen Schnabel an einem Sitzast.
Ein Blaugenick-Sperlingspapagei reinigt seinen Schnabel an einem Sitzast.

Schnabelwetzen zwischen den Badeeinheiten.

Schreien / piepsen / singen #

positiv neutral negativ Ausdrucksverhalten

Sperlingspapageien haben viele verschiedene Laute mit unterschiedlichen Bedeutungen. Auf alle entsprechend einzugehen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Außerdem gibt es diesbezüglich leider noch relativ wenig Forschung.

Allgemein kann man aber sagen, dass es freundliche Laute gibt, neutrales Kontaktrufen oder vor sich hin quatschen, sowie warnende und aggressive Rufe. Wenn dein Sperlingspapagei also Laute von sich gibt, bedeutet das erst einmal, dass er ein Papagei ist. 😉 Sperlingspapageien sind allgemein etwas stiller als andere Papageienarten und haben über den Tag mehrere längere Phasen, in denen sie keinen Mucks von sich geben und das ist normal für diese Artengruppe. Aber auch, dass die Kleinen mal richtig laut sind, gehört zum normalen Papageienverhalten dazu.

Schütteln #

neutral Komfortverhalten

Beschreibung:

Das Gefieder wird am ganzen Körper leicht aufgeplustert und dann durch schnelle hin und her Bewegungen des gesamten Körpers geschüttelt. Die Flügel sind dabei leicht abgestellt. Durch das Aneinanderschlagen der Federn wird dies von einem flatternden Geräusch begleitet.

Bedeutung:

Zum einen ist dies ein Komfortverhalten, was vermehrt zwischen oder nach dem Putzen oder Baden auftritt. Es dient dem Entfernen von Schmutz, losgelösten Federn, überflüssigem Federstaub bzw. Wasser aus dem Gefieder, sowie dem Glätten aufgewühlter Gefiederpartien. Zum anderen wird Schütteln auch häufig als Übersprungshandlung gezeigt.

Schütteln nach dem Baden.

Schütteln als Übersprungshandlung bei der Entscheidung zwischen drinnen bleiben oder rausfliegen.

Schwanz fächern #

neutral negativ Aggression Ausdrucksverhalten Komfortverhalten

Beschreibung:

Die Schwanzfedern sind ausgebreitet, sodass sie optisch einen Fächer bilden. Der Schwanz kann mehr oder weniger stark, sowie nur zu einer Seite hin gefächert werden.

Bedeutung:

Der Schwanz wird in 3 Situationen gefächert:

Der gefächerte Schwanz vergrößert den Vogel optisch zum Zweck des Imponierens bzw. Drohens und ist ein aggressiver Ausdruck, begleitet von anderen aggressiven Merkmalen. Man kann das Fächern des Schwanzes zwar auch im Kontext der Balz beobachten, jedoch nicht als eigentliches Balzverhalten, sondern als Kommunikation aggressiver Stimmung, welche bei der Balz oft erhöht ist.

Zwei streitende Sperlingspapageien. Der hintere hat den Schnabel aufgerissen und die Schwanzfedern gefächert. Beide haben eine geduckte Körperhaltung.
Dieses Weibchen fächert ihren Schwanz während einer aggressiven Auseinandersetzung, um ihrem Gegenüber zu drohen.

Der Schwanz wird auch zum Strecken als Komfortverhalten gefächert, dann jedoch meisten nur zu einer Seite hin. Das Verhalten wird in diesem Kontext vom Strecken der Flügel begleitet.

Ein Sperlingspapagei streckt seinen Flügel und fächert dabei auch den Schwanz zur selben Seite hin auf.
Während dem Strecken der Flügel wird auch der Schwanz zur selben Seite hin gefächert.

In der typischen Badehaltung ist der Schwanz ebenfalls gefächert, um ein befeuchten des gesamten Gefieders, inkl. der Schwanzfedern, zu ermöglichen.

Ein Sperlingspapagei beim Baden. Das Gefieder ist stark aufgeplustert, der Schwanz gefächert und die Flügel ausgebreitet.
Sperlingspapagei in typischer Badehaltung mit gefächertem Schwanz.

Spiegeln / Synchronverhalten #

positiv Freundlich

Beschreibung:

Zwei (oder mehr) Vögel zeigen dasselbe Verhalten gleichzeitig oder kurz nacheinander. Dies kann von grober Synchronisierung, wie z.B. gleichzeitigem putzenruhen oder nacheinander gähnen, bis hin zu nahezu perfektem Spiegeln reichen, z.B. wenn zwei Vögel genau die gleichen Putzbewegungen zur selben Zeit ausführen oder genau gleichzeitig denselben Flügel strecken. Auch synchronisiertes Fliegen kann vorkommen, was ebenso vom (fast) gleichzeitigen Abflug bis hin zum perfekten Synchronfliegen reicht.

Bedeutung:

Zum einen synchronisieren Vögel eines Schwarms ihr Verhalten aus Überlebensgründen. Der Schwarm bietet Schutz vor Beutegreifern und der Vogel, der nicht mit den anderen gemeinsam abfliegt, bleibt allein und wird womöglich gefressen. So ergibt es sich automatisch, dass Papageien im Schwarm einen synchronisierten Tagesablauf mit gemeinsamen Ruhe- und Aktivitätsphasen haben.

Zum anderen ist das Spiegeln von Verhalten ein Bindungszeichen. Zumindest kann man es als Zugehörigkeit zum Schwarm interpretieren. Verpaarte Vögel zeigen aber ein höheres Maß an Synchronisation als der lose Schwarm. Daher kann man am Grad der Synchronisation auch gut eine erfolgreiche oder misslungene Verpaarung bzw. Vergesellschaftung erkennen.

Eine Folge von drei Bildern, welche ein Paar von Sperlingspapageien in drei verschiedenen Putzhaltungen zeigt. Pro Bild ist die Putzhaltung beider Vögel identisch.
Ein Blaugenick-Sperlingspapageien-Pärchen beim Synchronputzen.

Als Haltende können wir uns dieses Verhalten auch zunutze machen, indem wir durch das gezielte Spiegeln des Verhaltens unserer Vögel Bindung und Vertrauen aufbauen (eine Technik, die übrigens auch innerhalb menschlicher Beziehungen funktioniert und oft unterbewusst geschieht 😉). Stellt man sich z.B. vor den Käfig und ahmt das ZwinkernStrecken der Flügel (bzw. Arme), Gähnen oder Knirschen mit Schnabel (bzw. Zähnen) nach, kann dies vor allem in der Eingewöhnungsphase das erste Eis brechen.

Spiel / erkunden #

positiv

Verhaltensbiologisch betrachtet ist Spiel ein schwer greifbares Konzept. Besonders spielerisches Erkunden ist von nicht-spielerischem Erkunden schwer zu unterscheiden. Man müsste dieses Verhalten also im Einzelfall beobachten und analysieren. Daher verzichte ich auf die Beschreibung von Spiel bei (Sperlings-)Papageien in diesem Artikel.

Es sei aber gesagt, dass Papageien zu den verspielten Tieren gehören. Das Erkunden neuer Orte, Nagen/Schreddern/orales erkundenKopfüber hängen, das Aufheben, Schütteln oder Werfen von Objekten, Manipulation von Wasser, Objekte ins Wasser legen oder mit anderen Objekten kombinieren, sowie Flug– und Kletterakrobatik können Spiel sein (O’Hara & Auersperg 2017). Zumindest für junge Sperlingspapageien ist auch soziales Spiel wie Spielkämpfe beschrieben.

Ein Sperlingspapagei klettert an einer freischwingenden Kette.
Diese Kletterakrobatik könnte Spielverhalten sein.

Übersprungshandlung #

neutral Angespannt/aufgeregt

Beschreibung:

Verhaltensweisen, die für Beobachtende unerwartet oder unpassend scheinen. Häufige Übersprungshandlungen sind FlügelzuckenGähnenmit dem Schwanz wackeln, kurze und plötzlich erscheinende Ansätze von Nagen oder PutzenSchütteln, manchmal auch Strecken, aber auch andere Verhaltensweisen sind möglich.

Bedeutung:

Der Begriff der Übersprungshandlung kommt aus der klassischen beschreibenden Verhaltensbiologie (Ethologie). Der Theorie nach hat der Vogel einen Konflikt zwischen zwei Verhaltensoptionen. Da er aus diesem Konflikt heraus weder das eine, noch das andere Verhalten ausführen kann, entsteht sozusagen angestaute Energie, die sich dann in einer Verhaltensweise entlädt, die eigentlich gar nicht zur Situation passt.

Für Menschen sehr typische Übersprungshandlungen sind „Ähm“ oder ähnliche Äußerungen, oder sich am Kopf zu kratzen (weshalb Übersprungshandlungen auch manchmal als Verlegenheit bezeichnet werden, was für unsere Papageien aber große Gefahren für Vermenschlichung mit sich bringt). Bei unseren Vögeln könnte ein Beispiel sein, dass der Vogel im Training einen Konflikt hat, weil er gern das Leckerli holen möchte, aber Angst vor der Hand hat und sich dann schüttelt.

Ursprünglich wurde das Konzept mit zwei im Konflikt stehenden Instinkten (erbkoordiniertes Verhalten) beschrieben. Die moderne Biologie macht die klare Abgrenzung von angeborenem und erlerntem Verhalten jedoch nicht mehr. Zudem lassen sich die Theorien, die dieses Konzept erklären sollen, nicht wissenschaftlich überprüfen. Daher wird von vielen das Konzept der Übersprungshandlung heute als überholt angesehen. Für unsere Zwecke hat es dennoch einen Wert, sollte aber lediglich als Beschreibung und nicht als Erklärung eines Verhaltens angesehen werden.

Wangenfedern nach vorn schieben #

positiv Entspannt Freundlich Ausdrucksverhalten Komfortverhalten Temperaturregulation

Beschreibung:

Die Federn rechts und links des Schnabels werden nach vorn hin aufgestellt, sodass sie den Schnabel teilweise bedecken. Der Schnabel wirkt dadurch kleiner.

Bedeutung:

Diese Federstellung versteckt sozusagen den Schnabel, die gefährlichste Waffe eines Papageien. Deshalb kommuniziert es dem Gegenüber einen entspannten emotionalen Zustand bzw. friedliche Absichten.

Zum einen kann es daher als Beschwichtigungsverhalten gesehen werden, was man in aggressiven Auseinandersetzungen beobachten kann, aber auch wenn der Vogel ängstlich ist. Je nach Situation sind hervorgeschobene Wangenfedern aber auch ein Zeichen von Entspannung.

Zudem dient es auch der Wärmeregulation. Der gut durchblutete Schnabel kann mit den Wangenfedern bei kalten Temperaturen isoliert werden.

Zwei Sperlingspapageien, der vordere hat die Wangenfedern vorgeschoben, der hintere nicht.
Hier ist die unterschiedliche Federstellung gut erkennbar: Der gelbe Vogel zeigt eine neutrale Federstellung, der grüne hat die Wangenfedern vorgeschoben, der Unterschnabel verschwindet komplett hinter den Federn. Der grüne Vogel könnte entspannt sein oder die Wangenfedern als Beschwichtigung nach vorn geschoben haben, sodass der gelbe Vogel nicht versucht ist, sein Futter aggressiv zu verteidigen.

Würgen #

neutral negativ Krank Komfortverhalten

Beschreibung:

Der Schnabel wird geöffnet, die Zunge nach vorn herausgeschoben und der Hals nach hinten oben gestreckt. Diese Sequenz wird meist mehrmals wiederholt. Es kann auf den ersten Blick mit Gähnen verwechselt werden. Beim Gähnen fehlt aber meist das Strecken des Halses und die Wiederholung.

Bedeutung:

Im Gegensatz zum Hochwürgen von Futter aus dem Kropf fehlt hier die typische Kopfbewegung (siehe Kopf hin und her schütteln), denn in diesem Fall wird nichts aus dem Kropf, sondern aus der Speiseröhre hochgewürgt. Auch Fremdkörper wie feststeckende verschluckte Federchen oder Körnerspelzen können den Würgereflex auslösen. Zudem dient dieses Verhalten dazu, den Kropf zu richten.

Tritt dieses Verhalten nur hin und wieder auf, ist es ganz normal und unbedenklich. 

Normales, unbedenkliches Würgen bei einem Blaugenick-Sperlingspapageien. Hier wurde augenscheinlich ein Federchen beim Putzen verschluckt, welches nun feststeckt.

Zittern #

neutral negativ Angespannt/aufgeregt Entspannt Krank Ausdrucksverhalten Komfortverhalten Temperaturregulation

Beschreibung:

Der Körper bzw. das Gefieder des Vogels vibrieren sichtbar, ohne dass sich der Vogel selbst bewegt. Häufig ist das Gefieder dabei aufgeplustert.

Bedeutung:

Allem voran ist zittern, genau wie bei Säugetieren inkl. Menschen, ein Mechanismus um die Körpertemperatur anzuheben und damit auch ein Zeichen an andere, dass der*die Zitternde friert. Bei unseren Stubenvögeln sollte dies nicht zu beobachten sein, außer beim Lüften (dann sollte das Fenster jedoch geschlossen werden) oder nach dem Baden, wenn die Körpertemperatur durch das nasse Gefieder sinkt.

Einige Quellen beschreiben zudem, dass Papageien manchmal beim Ruhen zittern. Man könnte vermuten, dass die Muskeln in Ruhe auskühlen und daher die Körpertemperatur etwas absinkt.

Andere Quellen erwähnen, dass Papageien vor Aufregung zittern. Auch das kennt man von anderen Tieren und ich habe bei Graupapageien aber auch schon Zittern in aufgeregten Situationen beobachtet, bei Sperlingspapageien jedoch nicht.

In diesem Video ist ein Blaugenick-Sperlingspapagei zu sehen, welcher zittert, weil er krank ist.

Zurücklehnen / rückwärtsgehen #

negativ Aggression Ausdrucksverhalten

Beschreibung:

Der Vogel zeigt einem anderen Lebewesen, oder auch Objekten gegenüber, eine rückwärtige Körperhaltung. Er lehnt sich zurück (d.h. weg vom Gegenüber) oder läuft bzw. hüpft sogar rückwärts. Dabei ist das Gefieder oft glatt anliegend und der Schnabel leicht geöffnet. Häufig wird dies auch von krächzenden Abwehrlauten begleitet.

Bedeutung:

Der Vogel bringt durch dieses Verhalten Distanz zwischen sich und sein Gegenüber, weil er sich von diesem bedroht oder bedrängt fühlt. Es kann also als unvollständiges Fluchtverhalten interpretiert werden. Außerdem kann dieses Verhalten beschwichtigend auf den Aggressor in einer Auseinandersetzung wirken, also ein Zeichen von „Nachgeben“ sein. Somit kann eine Eskalation eines Konfliktes vermieden werden. Es wird daher oft als defensives Drohverhalten eingestuft. Sitzt der Aggressor über dem Vogel, wird sich, statt nach hinten, oft nach unten geduckt.

Zwei Sperlingspapageien an einem Futterversteck. Beide lehnen sich voneinander weg in aufgerichteter Haltung.
Hier lehnen sich beide Vögel in einem Streit etwas voneinander weg, zum einen, um dem Schnabel des jeweils anderen auszuweichen, zum anderen zum Beschwichtigen. Zu sehen ist auch, dass der gelbe Vogel sich mehr zurücklehnt als der grüne. Daran kann man erkennen, dass der gelbe Vogel gerade mehr nachgibt als der grüne.
Zwei Sperlingspapageien sitzen an einem Gemüsespieß, der rechte lehnt sich vom linken weg, welcher den Schnabel zu ihm gedreht hat.
Der grüne Sperlingspapagei lehnt sich vom gelben weg. Diesem Foto ging ein drohendes Schnabelaufreißen des gelben Vogels voraus, als der grüne Vogel auch ein bisschen Radieschen abhaben wollte. Der gelbe möchte aber nicht teilen und der grüne gibt (vorerst) nach. (Anmerkung am Rande: Der grüne Sperlingspapagei hat eine Zehenfehlstellung. Dass die eine hintere Zehe mit nach vorn zeigt, ist nicht normal.)

Ich hoffe, dieser Artikel konnte euch einen Überblick über das Verhaltensspektrum der Sperlingspapageien geben und vielleicht das ein oder andere Mysterium klären.

Habt ihr Fragen, Kritik oder Anregungen, schreibt es gern in die Kommentare. 🙂

Quellen #

Alan B. Bond & Judy Diamond: Thinking like a Parrot – Perspectives from the Wild. The University of Chicago Press, Chicago and London 2019, ISBN 978-0-226-24878-3.

Andrew U. Luescher: Manual of Parrot Behavior. Blackwell Publishing 2006, ISBN 978-0-8138-2749-0.

Johanna-Louise Dehne: Körpersprache und normale Verhaltensweisen der in Gefangenschaft lebenden Großpapageien. Arbeitsgemeinschaft Vogel und ich bei www.vogelforen.de, Infoblatt V03 2005.

Jonathan Elphick: Birds – A complete Guide to their Biology and Behaviour. Natural History Museum, London 2016, ISBN 978-0-565-09379-2

Jörg Ehlenbröker, Renate Ehlenbröker & Eckhard Lietzow: Agaporniden und Sperlingspapageien: Edition Gefiederte Welt. Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-5431-9.

Karl Heinz Spitzer: Sperlingspapageien: Arten und Rassen, Haltung und Zucht. Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 978-3-8334-8551-0.

Mark O’Hara und Alice M. I. Auersperg (2017): Object play in parrots and corvids. Current Opinion in Behavioral Sciences, 16, 119-125, doi:10.1016/j.cobeha.2017.05.008

Melody W. Young, Edwin Dickinson, Nicholas D. Flaim & Michael C. Granatosky (2022): Overcoming a ‘forbidden phenotype’: the parrot’s head supports, propels and powers tripedal locomotion. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 20220245, doi:10.1098/rspb.2022.0245

Volker Munkes & Heidrun Schrooten: Papageienverhalten verstehen: Edition Gefiederte Welt. Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5446-3.

Werner Lantermann: Sittiche und Papageien – Verhalten in Freiland und Voliere. Oertel+Spörer, Reutlingen 2012, ISBN 978-3-88627-406-2.

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