Warum macht mein Sperlingspapagei das? – Körpersprache und Verhalten verstehen

Zwei Sperlingspapageien bei scheinbar kuriosem Verhalten: beide gähnen bzw. würgen und einer senkt den Flügel ab um sich zu kratzen.

Inhalt

Wir sind uns alle einig: Unsere gefiederten Freunde sehen bei allem was sie tun einfach zuckersüß aus. Dennoch fragen sich viele, was dieses oder jenes Verhalten eigentlich bedeutet oder wie ich erkenne, wann meine Sperlis entspannt, ängstlich oder aggressiv sind. Und das völlig zurecht, denn als Papageienhaltende liegt es in unserer Verantwortung das Verhalten und die Emotionen unserer Schützlinge richtig lesen zu können. So erkennen wir, wann es unseren Papageien gut geht, wann schlecht, wann sie sich von uns bedrängt fühlen oder wann sich die Brutstimmung anbahnt.

Nun bin ich nicht die erste, die sich diesem Thema widmet. Jedoch beziehen sich die meisten Quellen hierzu auf Großpapageien. Deren Verhalten unterscheidet sich jedoch in einigen wesentlichen Punkten von kleineren Arten. Außerdem unterscheidet sich das Verhalten noch einmal von Art zu Art. Der aktuelle Blogbeitrag soll also eine Einleitung in das Verhalten von Papageien allgemein, aber insbesondere Sperlingspapageien in Gefangenschaft bieten. Der begleitende Wiki-Artikel bietet dann ein umfassendes Lexikon des Verhaltensrepertoires der Sperlingspapageien.

Grundlagen

Die 4 Merkmale zur Beschreibung von Körpersprache und Verhalten

Zunächst ein paar Grundlagen zum Lesen der Körpersprache bei Papageien. Allgemein gibt es vier Merkmale, die uns Auskunft über den Gemütszustand eines Vogels geben:

1. Die Stellung der Federn: Sind sie angelegt, locker, gesträubt oder aufgeplustert? Welche Teile des Gefieders sind aufgestellt und welche glatt?

2. Die Augen: Sind Sie weit aufgerissen, locker offen, geschlossen oder wird geblinzelt? Wo schaut der Vogel hin?

3. Die Körperhaltung: Macht sich der Vogel klein oder lang, sitzt er aufrecht oder geduckt?

4. Die grundlegende Erregung bzw. Energie: Die Veränderung der Federstellung (sowohl an den Körper heran, als auch von ihm weg) benötigt Energie, ebenso das offen halten oder gar Aufreißen der Augen, sowie jegliche Körperhaltung, die vom normalen, lockeren Sitzen abweicht. Das bedeutet, dass alles, was nicht locker, also entspannt ist, ist erst einmal angespannt, also erregt. Ist der Papagei erregt, setzt der Körper gerade Energie frei. Das macht er nur, wenn gerade etwas (für das Überleben) wichtiges passiert. Daher wird für Fortpflanzung, Angst/Flucht und Verteidigung/Angriff besonders viel Energie bereitgestellt.

Mithilfe dieser vier Merkmale kann man sich bereits ein gutes Bild davon machen, wie sich ein Papagei fühlt und was er nach außen kommunizieren möchte. Mit dieser Basis kann man auch fremde Tiere und andere Papageienarten gut einschätzen.

Die wichtigsten Grundemotionen in der Körpersprache

Mithilfe unserer vier Merkmale können wir nun die wichtigsten emotionalen Basiszustände beschreiben. Diese unterscheiden sich zwar von Art zu Art in ihren Details, der Grundaufbau ist jedoch bei allen Papageien gleich. Unser Maskottchen Forpi demonstriert das einmal für uns. 😉

Angst/angespannt

1. Federn: glatt anliegend

2. Augen: groß, rund, weit aufgerissen

2. Körperhaltung: lang, aufrecht

4. Energie: hoch, angespannt

Cartoon eines Sperlingspapageien mit ängstlicher Körpersprache: der Körper ist lang, die Federn glatt angelegt, die Augen groß.

Wut/Aggression

1. Federn: aufgestellt

2. Augen: leicht mandelförmig bis rund

2. Körperhaltung: geduckt, tendenziell waagerecht

4. Energie: hoch, angespannt

Cartoon eines Sperlingspapageien mit aggressiver Körpersprache: Der Körper ist geduckt, die Federn gesträubt, die Flügel abgestellt, der Schnabel offen

Freundlich

1. Federn: locker anliegend bis leicht aufgeplustert

2. Augen: leicht mandelförmig bis geschlossen

2. Körperhaltung: neutral (weder aufrecht noch geduckt)

4. Energie: gering bis mittel

Cartoon eines Sperlingspapageien mit freundlicher Körpersprache: Körperhaltung, Augen und Gefieder sind locker/neutral, die Wangenfedern sind leicht nach vorn geschoben

Entspannt

1. Federn: locker anliegend bis aufgeplustert

2. Augen: leicht mandelförmig bis geschlossen

2. Körperhaltung: neutral bis klein und kugelig

4. Energie: gering, entspannt

Cartoon eines Sperlingspapageien mit entspannter Körpersprache: Der Körper ist klein/kugelig, die Federn locker aufgeplustert, die Augen geschlossen

Unwohlsein/krank

1. Federn: stark aufgeplustert/gesträubt

2. Augen: leicht mandelförmig bis geschlossen

2. Körperhaltung: klein, kugelig

4. Energie: sehr gering/apathisch

Cartoon eines Sperlingspapageien mit kranker Körpersprache: Der Körper ist klein/kugelig, die Federn gesträubt, die Augen halb geschlossen

Mit diesen Grundlagen könnt ihr nun die wichtigste Körpersprache eurer Lieblinge lesen, um zu wissen, ob es ihnen gut geht, ob sie etwas stresst oder ob euer Pärchen hormoniert.

Noch mehr Verhalten verstehen

Das Verhaltensspektrum von Papageien ist aber noch viel größer, artspezifisch und umfasst noch mehr wichtige Details als die Körpersprache. Deshalb geht’s hier zum Wiki-Artikel mit einem umfassenden Verhaltenslexikon für Sperlingspapageien:

Quellen

Alan B. Bond & Judy Diamond: Thinking like a Parrot – Perspectives from the Wild. The University of Chicago Press, Chicago and London 2019, ISBN 978-0-226-24878-3.

https://meine-papageien.wixsite.com/manu/blank-mop79 (Stand 13.01.2023)

Johanna-Louise Dehne: Körpersprache und normale Verhaltensweisen der in Gefangenschaft lebenden Großpapageien. Arbeitsgemeinschaft Vogel und ich bei www.vogelforen.de, Infoblatt V03 2005.

Volker Munkes & Heidrun Schrooten: Papageienverhalten verstehen: Edition Gefiederte Welt. Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5446-3.

Werner Lantermann: Sittiche und Papageien – Verhalten in Freiland und Voliere. Oertel+Spörer, Reutlingen 2012, ISBN 978-3-88627-406-2.

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