Es spricht sehr viel dagegen, einfach mal brüten zu lassen.
Punkt 1: Gesundheitliche/genetische Bedenken:
Zuchtpaare sollten gründlichst durchgecheckt werden, denn man möchte ja keine Krankheiten und Gendefekte weitervererben. Das wird allerdings schwierig, wenn man den Stammbaum seiner Tiere nicht kennt. Da Sperlis heutzutage gezielt gezüchtet
werden und dabei Mutationen (wie zB. Farben) in einer Geschwindigkeit entstehen, die in der Natur undenkbar ist, ist die Sache viel heikler, als würde man Wildfänge verpaaren. Viele Mutationen werden unsichtbar weitervererbt. Eventuelle Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mutationen sind dabei nicht hinlänglich bekannt. Außerdem kommt es häufig vor, dass z.B. Farbmutationen gemeinsam mit genetischen Defekten vererbt werden, z.B. bei Hunden werden
Welpen von zwei Elternteilen mit dem Gen für die Merle-Farbe taub und/oder blind. Zur Zeit entstehen v.a. bei Blaugenick-Sperlingspapageien extrem schnell neue Farbschläge, da sind solche Gefahren einfach noch nicht bekannt. Bei Augenring-Sperlingspapageien diskutiert man sogar, dass Farbmutationen nur durch Einkreuzung von Blaugenick-Sperlingspapageien entstanden sind. Sogenannte Hybridisierung (also die Verpaarung zwei verschiedener Arten) birgt noch größere genetische Gefahren als die Mutationszucht (mehr dazu im Artenprofil).
Punkt 2: Wohin mit den Jungen?
Wenn die Jungen nicht selbst behalten werden können (und das geht nur bei Integration in einen richtigen Schwarm, so dass alle Jungen einen gegengeschlechtlichen, blutsfremden Partner finden können), dann muss gesichert sein, dass sie in ein gutes Zuhause kommen. Das sollte schon vor der Brut geklärt sein.
Punkt 3: Die richtigen Bedingungen schaffen.
Es ist nicht damit getan, dass man einen Nistkasten einhängt. Die Eltern müssen anders gefüttert werden, besonders die Henne braucht viel mehr Energie und vor allem Calcium. Hennen sterben oft früher als Hähne in der Zucht, weil die Brut sie
regelrecht auszehrt. Dahingehend muss man sich also bestens informieren!
Punkt 4: Brut und Aufzucht sind kein Zuckerschlecken!
Auch wenn die Fortpflanzung für jedes Lebewesen natürlich ist, ist es extrem anstrengend für die Eltern. Man kann wirklich drüber streiten, ob man ihnen damit etwas gönnt. Und aller Wahrscheinlichkeit nach schwärmen unsere Sperlis eben nicht wie wir über das Wunder des Lebens und die Identifizierung als Mutter/Vater. Was bleibt ist die extreme Anstrengung von Schwangerschaft/Eiproduktion und Aufzucht, die alle Tier- und Menscheneltern kennen.
Punkt 5: Der Markt wird langsam mit Blaugenick-Sperlingspapageien übersättigt.
Dieser Punkt gilt natürlich nur für diese Art.
Was wir brauchen sind ggf. Leute, die mit Sinn und Verstand und weder auf Masse, noch Farbvielfalt züchten, idealerweise bereits während der Jugend mit positivem Menschenkontakt (ohne Handaufzucht!). Was wir nicht brauchen sind einfach nur mehr Blaugenick-Sperlingspapageien.
Zusammengefasst sehe ich für Privatpersonen kein rationales Argument dafür, die Vögel Junge bekommen zu lassen.