Was sind Sperlingspapageien?

Silhouette eines Sperlingspapageien mit großem Fragezeichen darin

Inhalt

Sperlingspapageien sind eigentlich gar keine Art, sondern eine ganze Artengruppe. Insgesamt gehören nach neustem wissenschaftlichen Stand neun Arten zur Gattung Forpus, so heißen Sperlingspapageien mit lateinischem Namen. Alle wissenschaftlichen Artenprofile findest du im Lexikon. Dieser Beitrag soll Sperlingspapageien mehr von der Seite der Haustierhaltung her beleuchten. 

Sperlingspapageien allgemein

Vorkommen

Alle Sperlingspapageien-Arten kommen ursprünglich aus Mittel- und Südamerika und kommen dort in tendenziell trockeneren Gebieten vor, als viele Großpapageien. Zwar leben sie auch in Regenwaldgebieten, aber auch in Trockenwäldern und Dornbuschsavannen. Für uns Haltende hat das den Vorteil, dass Sperlingspapageien nicht ganz so empfindlich bei der Luftfeuchtigkeit sind, wie einige Regenwaldbewohner. Doch genau wie alle anderen Papageien-Arten leben sie trotzdem in tropischen Gebieten in Äquatornähe. Das bedeutet zum einen, dass sie es warm brauchen (nicht unter 15°C) und zum anderen, dass sie einen Lichtzyklus von 12 Stunden Helligkeit und 12 Stunden Dunkelheit benötigen.

Sperlingspapageien werden schon seit einigen Jahrzehnten erfolgreich nachgezüchtet und Wildfänge werden deshalb zum Glück kaum noch gehandelt. Alle Sperlingspapageien gehören deshalb im Washingtoner Artenschutzabkommen zum Anhang B (CITES B oder CITES II) und sind in Deutschland und in Österreich, außer Wien, nicht meldepflichtig. Allerdings benötigt man für jedes Tier einen CITES-konformen Herkunftsnachweis und Nachzuchten müssen prinzipiell geschlossen beringt sein. Falls, aus welchen Gründen auch immer, kein geschlossener Ring vorhanden ist, gilt auch ein offener Ring des jeweiligen Zuchtverbandes. Beim Erwerb von Sperlingspapageien ist also immer auf Ring und Nachweis zu achten!

Cocora-Tal in Kolumbien, Landschaft mit Hügeln, Palmen und anderer Vegetation, Nebelschwaden durchziehen die Hügel.
Cocora-Tal in Kolumbien. Foto von Fernanda Fierro von unsplash.com

Erscheinungsbild

Sperlingspapageien haben außerdem gemeinsam, dass sie klein (zwischen 10 und 15cm und ca. 30 g) und kurzschwänzig sind (auffällig z.B. im Vergleich zu Wellensittichen) und eine grüne Färbung mit blauen Akzenten (v.a. bei Männchen) haben.

Lebensweise und Verhalten

Alle Arten leben paarweise (v.a. in der Brutzeit) oder in Schwärmen von bis zu mehreren hundert Tieren. Sie alle haben ähnliche Laute, die eher an Spatzen als an Großpapageien erinnern. Auch haben alle gemein, dass sie verhältnismäßig leise für Papageien sind. Mit ihrer Lebensweise und Größe stellen sie alle in etwa die gleichen Anforderungen an die Haltung. Unterschiede gibt es lediglich in der Aggressivität, d.h. wie geeignet sie für Schwarmhaltung sind, dazu später mehr. Die weniger aggressiven Arten sind dann in der Regel auch ruhiger und scheuer als die aggressiveren. 

Die Ernährung und Nahrungssuche ist bei allen Arten sehr ähnlich und variiert eher nach spezifischem Lebensraum und vorkommenden Pflanzenarten. Das Nahrungsspektrum umfasst Beeren, Früchte, Samen und gelegentlich andere Pflanzenteile, welche in Bäumen, sowie am Boden gesucht werden. Sperlingspapageien sind dabei sehr einfallsreich, flexibel und wenig wählerisch.

Aufgrund ihres Verbreitungsgebiets und ihrer Ernährung sind alle Sperlingspapageien lokale Vögel, welche keine langen Strecken fliegen (müssen). Am Verhalten macht sich das bemerkbar, da Sperlingspapageien gute und manövrierfähige Flieger sind, aber auf längere Strecken (oder mehrere Runden in Voliere/Zimmer) schnell ermüden. Trotzdem sind es sehr aktive und bewegungsfreudige Vögel, die ausreichend Platz benötigen, ihren Bewegungsdrang auszuleben.

Sperlingspapageien sind allesamt Höhlenbrüter, d.h. sie legen ihre Eier in Hohlräume in Bäumen, Zaunpfosten, Nesthöhlen anderer Vögel o.ä. Die Gelegegröße variiert je nach Art (vieles ist auch noch nicht bekannt) und umfasst ca. 1-7 Eier. Die Jungenaufzucht ist in der Regel relativ kurz und Jungvögel erreichen mit ca. 6-12 Monaten selbst die Geschlechtsreife. Trotz dieser kurzen Jugendphase können Sperlingspapageien relativ alt werden. In Menschenobhut erreichen sie bei guter Pflege locker 10-15 Jahre oder sogar mehr. In freier Wildbahn ist die Lebensdauer in der Regel deutlich verkürzt, da solch kleine Vögel viele Feinde haben. 

Blaugenick-Sperlingspapageien

Die am häufigsten gezüchtete und gehaltene Art ist der Blaugenick-Sperlingspapagei (Forpus coelestis), auch Himmelssperlingspapagei genannt. Auch meine beiden Sperlis, Sunny und Milo, sind Blaugenick-Sperlingspapageien. Milo ist wildfarben, sieht also aus wie die ursprüngliche Farbgebung dieser Art, Sunny ist eine gelbe Farbmutation. 

Blaugenick-Sperlingspapageien-Männchen in freier Wildbahn.
Blaugenick-Sperlingspapagei in freier Wildbahn. Von peterdehaas2317derivative work: Snowmanradio (talk) - ursprünglich hochgeladen auf Flickr, CC BY 2.0
Blaugenick-Sperlingspapageien-Paar in Ecuador, sitzt gemeinsam auf einem Ast.
Blaugenick-Sperlingspapageien-Paar in Ecuador. Von markaharper1 - ursprünglich hochgeladen auf Flickr, CC BY-SA 2.0

Vorkommen

Diese Art lebt in der Natur an der Pazifikküste Ecuadors und Nord-West-Perus. Dort leben sie vorwiegend in trockenem Tieflandgestrüpp und halboffenen tropischen Laubwäldern. Dort tolerieren sie auch die Nähe zum Menschen.

Erscheinungsbild

Blaugenick-Sperlingspapageien gehören mit einer Körperlänge von ca. 13 cm und einem Gewicht von 24-35 g zu den etwas größeren Arten. Sie haben ein vorwiegend grünes Gefieder. Die Männchen zeigen zudem eine kobaltblaue Färbung mit leicht violettem Schimmer an den Flügelunterseiten und am Rücken, sowie den namensgebenden blauen Nacken und Augenstreif. Bei Weibchen ist dieser weniger intensiv gefärbt.

Blaugenick-Sperlingspapageien sind in der Zucht sehr mutationsfreudig und sind daher mittlerweile in einer Vielzahl verschiedener Farben erhältlich. Hier rate ich jedoch zur Vorsicht. Zur Zeit entstehen neue Farbschläge in einer rasanten Geschwindigkeit. Allerdings kommt es häufig vor, dass Farbmutationen gemeinsam mit anderen, schädlichen Genveränderungen vererbt werden. So ist es z.B. bei Hunden bei der aktuell so beliebten Merle-Zeichnung der Fall, hier weisen Welpen von zwei Elternteilen mit dem Merle-Faktor Fehlbildungen der Augen und/oder des Innenohrs auf und werden somit seh- und hörbehintert. Bei Papageienvögeln sind derartige gesundheitlichen Einschränkungen ebenfalls bereits aufgetreten (z.B. Nymphensittichen des Farbschlags „Silber“; Radtke 1989). Ob und wie solche Gefahren auch bei Sperlingspapageien-Farbschlägen existieren, ist vor allem bei neueren Mutationen noch nicht abschätzbarBei manchen Mutationen wird von gesundheitlichen Anfälligkeiten sogar schon explizit berichtet, z.B. bei sogenannten Falben (helle Färbung mit roten Augen). Hinzu kommt noch, dass viele Farbmutationen absichtlich oder unsichtbar (Spalterbigkeit) miteinander kombiniert werden. Eventuelle Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mutationen sind dabei nicht hinlänglich bekannt. 

Ich rate deshalb dazu, tendenziell wildfarbene Blaugenick-Sperlingspapageien zu bevorzugen. Allerdings sei hierzu gesagt, dass reinerbig wildfarbene Exemplare kaum noch vorhanden sind, da eben durch die vielen Mutationen fast alle grünen Blaugenick-Sperlingspapageien spalterbig sind, d.h. sie tragen unsichtbar Genkopien für andere Farben in sich. Entscheidet man sich für andere Farbschläge, empfehle ich eher die älteren Farbschläge zu wählen und solche mit nur einer Mutation statt einer Kombination mehrerer. Blaue und US-gelbe Vögel wären Beispiele für ältere Farbschläge mit jeweils einer zugrundeliegenden Mutation. (Mehr zum Thema Farbschläge, Mutationen und Farbvererbung findest du in meinem Gastbeitrag beim Sperlingspapageien-Blog.)

Blaue Blagenick-Sperlingspapageienhenne.
Blaue Blaugenick-Sperlingspapageienhenne.
US-gelbe Blaugenick-Sperlingspapageienhenne frisst eine Schwedische Mehlbeere direkt vom Zweig.
US-gelbe Blaugenick-Sperlingspapageienhenne.

Lebensweise und Verhalten

Blaugenick-Sperlingspapageien sind die aggressivsten bzw. territorialsten Vertreter ihrer Gattung. Auch in freier Wildbahn sind sie deshalb, besonders in der Brutzeit, eher paarweise unterwegs als im Schwarm. In Menschenobhut sind sie daher auch am einfachsten paarweise zu halten. Eine Schwarmhaltung ist ab drei Paaren möglich, benötigt aber viel Platz und die Möglichkeit die Paare ggf. zeitweise oder dauerhaft zu trennen. Für Anfänger ist die Schwarmhaltung daher eher nicht zu empfehlen. 

Mit anderen Papageien sind sie aufgrund ihres Charakters deshalb auch schwer zu vergesellschaften, Harmonie ist hier eher Glückssache und kleine friedlichere Arten (z.B. Wellen- und Nymphensittiche) eignen sich hierfür gar nicht, da es sehr schnell zu Verletzungen oder sogar Toten kommt.

Augenring-Sperlingspapageien

Der Augenring- oder Brillen-Sperlingspapagei (Forpus conspicillatus) ist auch noch recht häufig unter Haltenden wie Züchtenden anzutreffen. 

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet des Augenring-Sperlingspapageis reicht vom Osten Panamas über Kolumbien bis in die Grenzgebiete zu Venezuela. Dort lebt er in trockenen oder feuchten Tropenwäldern und stark degradierten ehemaligen Wäldern.

Erscheinungsbild

Augenring-Sperlingspapageien sind mit ca. 12-13 cm und 24-28g etwas kleiner als der Blaugenick-Sperlingspapagei. Sie haben ebenfalls ein vorwiegend grünes Gefieder, sowie die kobaltblaue Färbung an den Flügelunterseiten und am Rücken bei den Männchen. Statt des Augenstreifs haben Augenring-Sperlingspapageienmännchen, wie der Name schon verrät, einen blauen Ring um die Augen. 

Bei dieser Art unterscheidet man noch weitere zwei Unterarten. Willst du mehr dazu wissen, schau ins Arten-Lexikon.

Auch bei dieser Art werden erste andere Farbschläge beschrieben. Hier gelten jedoch die gleichen Hinweise zur Vorsicht, wie beim Blaugenick-Sperlingspapageien. Bei Augenring-Sperlingspapageien diskutiert man sogar, dass Farbmutationen nur durch Einkreuzung von Blaugenick-Sperlingspapageien entstanden sind. Sogenannte Hybridisierung (also die Verpaarung zwei verschiedener Arten) birgt noch größere genetische Gefahren als die Mutationszucht.

Ein Pärchen Augenring-Sperlingspapageien sitzt auf einem Dach.
Ein Pärchen Augenring-Sperlingspapageien sitzt auf einem Dach. Von Rogier Klappederivative work: Snowmanradio (talk), CC BY 2.0

Lebensweise und Verhalten

Augenring-Sperlingspapageien sind etwas ruhiger und geselliger als Blaunacken. In freier Wildbahn sind sie in Gruppen von 100 Vögeln oder mehr anzutreffen. In Menschenobhut sind sie zwar auch mindestens paarweise zu halten, eignen sich aber auch sehr gut für eine Schwarmhaltung. Auch hier sollte man allerdings bei drei Paaren beginnen. 

Eine Vergesellschaftung mit anderen Arten ist zwar hier leichter möglich, trotzdem sollte man eher auf größere Arten zurückgreifen.

Grünbürzel-Sperlingspapageien

Der Grünbürzel-Sperlingspapagei (Forpus passerinus) wird selten privat, aber von einigen Hobbyzüchtenden gehalten.  

Vorkommen

Den Grünbürzel-Sperlingspapagei findet man in freier Natur in Nordkolumbien und von Nordvenezuela östlich bis Brasilien. Diese Art bevorzugt halboffene Tieflandgebiete wie Galeriewaldränder, menschengemachte Bepflanzung, Dornen- und Kaktusgestrüpp sowie Mangroven.

Erscheinungsbild

Grünbürzel-Sperlingspapageienpärchen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in Venezuela.
Grünbürzel-Sperlingspapageienpärchen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in Venezuela. Von kulyka auf flickr, CC BY 2.0

Grünbürzel-Sperlingspapageien gehören mit ca. 12-13 cm und 20-28g zu den kleineren Sperlingspapageien. Das  vorwiegend grüne Gefieder ergänzt bei männlichen Exemplaren eine deutlich weniger ausgeprägte Blaufärbung an den Flügelunterseiten, der Rücken ist nur leicht bläulich. Eine Zeichnung im Gesicht fehlt vollständig, bei Weibchen ist die Stirn jedoch gelblich gefärbt. 

Bei dieser Art unterscheidet man noch weitere vier Unterarten. Willst du mehr dazu wissen, schau ins Arten-Lexikon.

Lebensweise und Verhalten

Grünbürzel-Sperlingspapageien sind deutlich ruhiger und scheuer als Blaugenick-Sperlingspapageien. Auch hier ist eine paarweise oder Schwarmhaltung, sowie eine achtsame Vergesellschaftung möglich.

Weitere Arten

Prinzipiell werden fast alle Sperlingspapageien-Arten in Europa gehalten und/oder gezüchtet, abgesehen von den drei oben beschriebenen Arten jedoch nur sehr selten. Diese weiteren Arten sind:

  • Schwarzschnabel-Sperlingspapagei (Forpus modestus)
  • Blaubürzel-Sperlingspapagei (Forpus cyanopygius)
  • Türkissperlingspapagei (Forpus spengeli)
  • Dickschnabel-Sperlingspapagei (Forpus crassirostris)
  • Blauflügel-Sperlingspapagei (Forpus xanthopterygius)
  • Gelbmasken-Sperlingspapagei (Forpus xanthops)
 
Die kompletten Infos zu diesen Arten, sowie zusätzliche Infos zu den drei vorgestellten Arten findest du im Arten-Lexikon.
Sperlingspapagei im Cartoo-Stil mit Brille und Absolventenkappe sitzt auf einem geöffneten Buch

Quellen

Collar, N. and P. F. D. Boesman (2023). Spectacled Parrotlet (Forpus conspicillatus), version 1.1. In Birds of the World (B. K. Keeney, Editor). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA. https://doi.org/10.2173/bow.spepar1.01.1

Collar, N., P. F. D. Boesman, and G. M. Kirwan (2020). Pacific Parrotlet (Forpus coelestis), version 1.0. In Birds of the World (J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, D. A. Christie, and E. de Juana, Editors). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA. https://doi.org/10.2173/bow.pacpar2.01

Collar, N. and P. F. D. Boesman (2020). Green-rumped Parrotlet (Forpus passerinus), version 1.0. In Birds of the World (J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, D. A. Christie, and E. de Juana, Editors). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA. https://doi.org/10.2173/bow.grrpar1.01

Jörg Ehlenbröker, Renate Ehlenbröker & Eckhard Lietzow: Agaporniden und Sperlingspapageien: Edition Gefiederte Welt. Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-5431-9

Radtke, G. A. (1989): Nymphensittiche. Eugen Ulmer, Stuttgart.

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