Vor dem Einzug der Tiere
Was spricht gegen Sperlingspapageien als Haustiere?
Deshalb hier ein paar Argumente, warum Sperlingspapageien (bzw. Papageien allgemein) keine guten Haustiere sind.
Alle Papageien sind nicht domestizierte Wildtiere
Das gilt auch für Agaporniden (Unzertrennliche), Wellen- und Nymphensittiche, auch wenn sie oft als domestiziert beschrieben werden. Alle Papageienvögel nennt man deshalb Exoten bzw. exotische Haustiere. Einen Sperlingspapageien zu halten ist deshalb das selbe, wie eine Meise oder einen Spatz zu halten. Sie sind also nicht zu vergleichen mit Hunden, Katzen, Kaninchen und Co. Sie haben keine besonderen Anpassungen an das Leben mit Menschen. Daher benötigen sie auch eine Lebensraumnachbildung. Für z.B. Hunde ist der menschgemachte Lebensraum natürlich. Für Exoten birgt das Leben in menschlicher Umgebung höhere Risiken für psychische und körperliche Erkrankungen.
Papageien brauchen viel Aufmerksamkeit
Zum einen sind Papageien sehr soziale Tiere. Selbst wenn sie paarweise gehalten werden, benötigen sie daher soziale Interaktionen mit ihren Halter*innen, um ausreichend stimuliert zu werden. Zudem sind Papageien sehr intelligent und verbringen in freier Natur den Großteil des Tages damit, diese Intelligenz für die Nahrungssuche zu verwenden. Papageien langweilen sich deshalb in Menschenobhut sehr schnell, was wiederum oft zu Verhaltensstörungen führt. Wir Menschen sind daher sehr gefordert, uns immer wieder neue und abwechslungsreiche Beschäftigungen für die kleinen Schlauköpfe zu überlegen; und das ein Papageienleben lang.
Papageien haben eine hohe Lebensdauer
Auch Sperlingspapageien werden für ihre geringe Größe mit 10-15 Jahren sehr alt. Besonders die Aufnahme junger Sperlingspapageien ist also eine große Verpflichtung für die nächsten 1-2 Jahrzehnte. Bevor du dich für Sperlis entscheidest, stelle dir einmal die Frage, wo du in 10 Jahren bist und wie dein Leben dann aussieht.
Papageien sind laut
Obwohl Sperlingspapageien zu den leiseren Vertretern gehören, sind Papageien einfach immer laute Haustiere. Fast alle anderen von Menschen gehaltenen Tiere sind vergleichsweise sehr leise bis lautlos.
Vögel sind extrem gut darin Krankheiten zu verstecken
Man muss enorm aufmerksam sein und seine Tiere viel beobachten, um Krankheiten rechtzeitig zu erkennen. Selbst kurz vor dem Tod zeigen Vögel mitunter nur sehr wenige Verhaltensauffälligkeiten. Als Exoten gibt es zudem viel weniger medizinische Forschung über Papageien, was die Behandlung von Krankheiten und Verletzungen erschwert. Bei Sperlingspapageien kommt dann noch ihre geringe Körpergröße erschwerend hinzu, weshalb viele Untersuchungen und Behandlungen nicht oder nur schwer möglich sind.
Vögel machen viel Dreck
Zugegeben, diese Aussage stimmt für die meisten Haustiere. Bei Vögeln wird dies jedoch häufig unterschätzt, da sie eigentlich sehr saubere Tiere sind. Allerdings gibt es im Vogelleben eine Gleichung. Was runterfällt, existiert nicht mehr. Durch das Leben in Baumkronen kommen Papageien normalerweise nicht mehr mit Dingen in Berührung, die sie fallen lassen, ob das Nahrungsreste, alte Federn und deren Staub oder ihre eigenen Ausscheidungen betrifft. Für Haltende ist all das Fallengelassene jedoch sehr real – und muss täglich entfernt werden. Denn kommen unsere Vögel mit ihren Hinterlassenschaften wieder in Kontakt – in jeder Haltungsform unumgänglich – birgt dies ein hohes Risiko für die Gesundheit. Es muss also täglich der Käfig-/Volierenboden gereinigt werden, sowie ggf. der Freiflugbereich. Dabei ist auch wichtig zu bedenken, dass Vögel zwar kein Fell haben, aber trotzdem Allergien auslösen können.
Papageien sind keine Schmusetiere
Das veraltete Bild vom einzeln gehaltenen Wellensittich, der aus dem Mund frisst oder dem Großpapageien auf der Schulter stellt Papageien als Tiere dar, welche extrem die Nähe und Zuneigung des Menschen suchen. Social media haben diesen Effekt noch verstärkt, indem sie uns mit Bildern und Videos von extrem zahmen Papageien überschütten, welche mit ihren Menschen schmusen, ihnen überall hin folgen, in den Händen baden uvm. Dabei sollte man unbedingt eines wissen: Diese Papageien sind in aller Regel einzeln gehalten und/oder handaufgezogen. Das war früher bzw. ist es in den USA bis heute, üblich eben weil Papageien dann besonders zahm werden.
Handaufzuchten werden besonders zahm, weil sie sich in der sensiblen Phase ihrer Entwicklung auf den Menschen prägen und ihn dann als Artgenossen, als ihre Familie wahrnehmen. Dieser Fakt an sich ist schon problematisch und sorgt häufig zu Verhaltensstörungen und Schwierigkeiten bei der Anpassung an echte Artgenossen. Bei Papageien kommt dann noch erschwerend hinzu, dass sie bereits während ihrer Jugend sexuell geprägt werden (Fox 2006). Das bedeutet, dass sie den Menschen nicht nur als Artgenossen ansehen, sondern er in ihren Augen dann auch das Vorbild für passende Sexualpartner ist, vor allem bei isolierter Handaufzucht, komplett ohne Kontakt zu Artgenossen. Diese fehlgeprägten Tiere interessieren sich häufig kaum bis gar nicht für Artgenossen und versuchen den Menschen zu füttern, „putzen“ ihn und versuchen sich sogar mit ihm zu paaren. Ist dies der Fall, führt eine Trennung vom „Partnervogel“ Mensch auch zu enormem Stress, genauso wie die fehlende Erwiderung der sexuellen Avancen. Der Vogel wird davon psychisch krank.
Bei elternaufgezogenen einzeln gehaltenen Papageien sind die Prozesse ähnlich, jedoch bei Vergesellschaftung oft reversibel. Der Vogel wird aus Verzweiflung zahm, weil der Mensch die einzige Möglichkeit zur sozialen Interaktion darstellt. In den USA sind die meisten Papageien handaufgezogen und einzeln gehalten. Hinter den süßen Bildern steckt also eine zutiefst gestörte und traurige Realität. Wichtig ist dabei, dass trotz all dieser Probleme weder die Handaufzucht, noch die Einzelhaltung ein Garant für Zahmheit sind. Oft werden diese Tiere nämlich extrem aggressiv und landen dann als tragische Fälle in Auffangstationen. Deshalb sind unbegründete Handaufzuchten (d.h. alles andere als Notfälle, z.B. bei verstobenen Elterntieren) in Österreich per Tierschutzgesetz (2. Tierhaltungsverordnung §4 Abs. 5 ) verboten. In Deutschland ist es erschreckender Weise noch immer nicht im TSchG verboten, jedoch gibt es rechtlich relevante Stellungnahmen (z.B. TVT 2006)
Elternaufgezogene Vögel, welche paarweise oder im Schwarm gehalten werden, können, entgegen der landläufigen Meinung, sehr wohl zahm werden. Jedoch braucht es hierfür viel Geduld und Respekt gegenüber dem Tier. Das Ergebnis ist dann aber in der Regel nicht das gemeinsame Schmusen im Bett, denn das ist nicht natürlich für Papageien. Schaut man sich Vögel an, welche nicht miteinander verpaart aber befreundet sind, so sieht man, dass sie nah beieinander sitzen, sich gegenseitig am Kopf kraulen, Futter miteinander teilen (ohne einander zu füttern), durch Laute kommunizieren und gemeinsam ihrem Tagewerk nachgehen. Und das ist, was man als Halter*in von einem Papageien erwarten kann: Kraulen am Kopf, beieinander sitzen (in dem Fall auch auf deinem Finger, Schulter oder Knie), sie lassen sich von dir aus der Hand füttern, reagieren auf deine Worte mit eigenen Rufen und verbringen gern Zeit mit dir.
Dazu sei jedoch gesagt, dass zwar jeder Papagei zahm werden kann, es aber sehr unterschiedlich ist, wie leicht und wie schnell das passiert. Das liegt am Charakter des Vogels und des*der Halter*in, an Vorerfahrungen des Vogels, der Herangehensweise (z.B. Clickertraining), an den Umgebungsfaktoren uvm. Du solltest also nie davon ausgehen, dass dein Papagei zahm werden muss. Zahmheit ist ein netter Bonus.
Hat dich diese Liste nicht abgeschreckt und du hast mit den Verantwortungen kein Problem, dann geht es jetzt darum, was du vor und bei der Anschaffung beachtn solltest.
Was sind Sperlingspapageien?
Gattung | Forpus |
Arten | Blaugenick-Sperlingspapagei (Forpus coelestis) – am häufigsten Augenring-Sperlingspapagei (Forpus conspicillatus) Grünbürzel-Sperlingspapagei (Forpus passerinus) Schwarzschnabel-Sperlingspapagei (Forpus modestus) Blaubürzel-Sperlingspapagei (Forpus cyanopygius) Türkissperlingspapagei (Forpus spengeli) Dickschnabel-Sperlingspapagei (Forpus crassirostris) Blauflügel-Sperlingspapagei (Forpus xanthopterygius) Gelbmasken-Sperlingspapagei (Forpus xanthops) |
Herkunft | Mittel- und Südamerika |
Lebensraum | sehr feuchte bis trockene Vegetation |
Größe | 10-15 cm |
Gewicht | ca. 30g |
Farbe | Grün (z.T. mit blau) |
Lebenserwartung | ca. 10-15 Jahre |
Sozialverhalten | paarweise oder in Schwärmen |
Fortpflanzung | Höhlenbrüter, bis 7 Eier, geschlechtsreif ab 6-12 Monaten |
Lautstärke | Spatzenähnliche Rufe, meist leise, ab und zu lauter |
Charakter | aktiv, neugierig, relativ aggressiv bzw. territorial |
Sprachbegabung | sehr gering |
Haltung | Käfig/Voliere ab 0,5 x 0,5 x 1 m (D) bzw. 0,85 x 0,85 x 1,8 m (AT) + Freiflug paarweise (blutsfremd, gegengeschlechtlich), Schwarmhaltung ab 3 Paaren |
Artenschutz | CITES B |
Ausführliche Infos zur Papageienhaltung findest du bei der ARGE Papageienschutz (v.a. der Leitfaden Papageienhaltung).
Anmerkung: In Österreich sind im Bundesland Wien alle Sperlingspapageien meldepflichtig und seit 01.01.2023 ist auch ein Sachkundenachweis vor Erwerb der Tiere zu absolvieren.
Die nötige Ausstattung
Käfig/Voliere/Vogelzimmer
Mindestmaß für ein Paar nach deutschem Tierschutzgesetz: 0,5 x 0,5 x 1,0 m
Mindestmaß für ein Paar nach österreichischem Tierschutzgesetz: 0,85 x 0,85 x 1,8 m
Generell gilt jedoch: Je größer, desto besser!
Das beste und sicherste Käfig-/Volierenmaterial ist Edelstahl. Aber auch die Beschichtung der Montana-Käfige und feuerverzinkter (!) Volierendraht haben sich bewährt. Hier bleibt allerdings ein gewisses Restrisiko für Zinkvergiftungen.
Eine super Alternative ist ein Vogelzimmer. Ein echtes Vogelzimmer ist komplett für die Vögel eingerichtet, also wie eine Voliere mit Wänden statt Gittern. Die Mindestmaße nach TierSchG gelten hier genauso!
Zusätzlich zu diesem Platz benötigen Sperlingspapageien täglich mindestens 4 Stunden Freiflug. Der Raum, in dem sich die Vögel aufhalten, sollte entsprechend groß sein, um dafür ausreichend Platz zu bieten. Ich habe den Käfig meiner Sperlis in einem ca. 9 m² großen Zimmer und finde, dass dieser Flugraum nicht weit unterschritten werden sollte. Bei entsprechend großer Flugvoliere oder Vogelzimmer ist der Freiflug natürlich schon inklusive.
Weitere Infos findet ihr auch beim Sperlingspapageien-Blog und der Vogelschule.
Transportbox oder -tasche
Für den Besuch bei deiner vogelkundigen Tierarztpraxis (vkTA), für Umzüge oder Ortswechsel anderer Art brauchst du eine Box oder Tasche, um deine Sperlingspapageien sicher und bequem zu transportieren. Von der Größe her sollte es nicht zu groß sein, damit es z.B. im Auto bei einer harten Bremsung deine Vögel nicht durch die Gegend schleudert. Es sollte aber auch genug Platz sein, dass sich die Vögel bewegen und voll strecken können. Zusätzlich sollte Platz für Näpfe, Klammern oder Spender sein, damit deine Vögel auch unterwegs mit Wasser und Futter versorgt werden können.
Ich besitze derzeit das Modell „Friends on tour“ von Trixie in zwei Größen, für einen oder zwei Vögel (letzteres siehe Bild). Baugleiche Boxen gibt es auch von anderen Herstellern, z.B. Dehner. Ich bin mit dieser Transportbox jedoch nur eingeschränkt zufrieden. Zum einen haben die Gitter eine Kunststoffummantelung, welche beim Anbringen von Zubehör schnell abkratzt. Das darunterliegende Metall ist dann nicht mehr vogelsicher. Zum anderen sind sie nicht allzu sicher, weil sich das Gitter vom Plastik lösen kann, sollte die Box z.B. herunterfallen, und die Tür ist lediglich mit Klemmverschluss versehen. Letzteres kann man zumindest mit Edelstahl-S-Binern verbessern. Vor Zerbrechen schütze ich meine Box durch eine zusätzliche Tasche. Eine bessere Transportbox habe ich allerdings bis dato nicht gefunden.
Eine Alternative sind Transporttaschen, welche z.B. der Sperlingspapageien-Blog empfiehlt. Ich persönlich finde sie unpraktisch, weil man Näpfe u.ä. nicht oder nur schlecht befestigen kann. Im Falle eines Absturzes sind sie jedoch sicherer.
Sollte im Notfall einmal keine richtige Transportbox oder -tasche zur Verfügung stehen, kann man auch einen Pappkarton mit kleinen Löchern verwenden.
Vogellampe
ACHTUNG! Verbot von Leuchtstoffröhren ab 08/23! Infos dazu hier.
Eine Vogellampe unterscheidet sich von einer normalen Lampe durch ihr Lichtspektrum, einfach gesagt, ist das die Lichtfarbe. Zum einen sind Vögel sehr visuell orientierte Tiere und brauchen es hell. Wie wir von uns selbst wissen, braucht es für Aktivität ein möglichst helles, relativ kaltweißes Licht. Am besten ist natürlich Sonnenlicht und deshalb ahmen gute Vogellampen das Sonnenlicht möglichst genau nach. Da Sperlingspapageien in Äquatornähe vorkommen, benötigen sie einen Lichtzyklus von 12 Stunden Helligkeit und 12 Stunden Dunkelheit.
Zusätzlich sehen Vögel aber auch anders als Menschen. Während wir die Farben rot, blau, grün und deren Mischungen sehen, können Vögel zusätzlich im ultravioletten (UV) Bereich des Lichtspektrums sehen, genauer gesagt im UVA-Anteil des Lichts. Daher senden Vogellampen auch UVA-Strahlen aus, was normale Lampen nicht tun. Um ihre Umgebung also richtig sehen zu können, brauchen Vögel besondere Lampen.
Als drittes kommt noch ein wichtiger Gesundheitsfaktor hinzu. Genau wie bei uns Menschen ist auch bei Vögeln das Sonnenlicht für die Bildung von Vitamin D nötig, genauer gesagt der UVB-Anteil des Sonnenlichts. Um also ausreichend Vitamin D zu bilden, strahlen Vogellampen auch einen kleinen Anteil UVB-Licht ab.
Für die Grundbeleuchtung sind meiner Meinung nach derzeit die besten Lampen auf dem Markt, von denen ich sicher weiß, dass sie die passenden Werte für Papageien haben, die Röhren von Arcadia. Für Käfige und Volieren im passenden Maß für ein Pärchen sind geeignet:
- Das Modell PureSun Midi
- Das ProT5 Kit
- Der Anschaffungspreis ist beim Pro Kit zwar deutlich günstiger, allerdings ist die PureSun Midi deutlich stromsparender und lohnt sich finanziell auf Dauer, selbst wenn man für eine größere Voliere zwei Exemplare kauft.
- Als zusätzlicher Sonnenspot hat sich das Modell von Lucky Reptile bewährt (Achtung, die Lampe ist nicht für die ganztägige Grundbeleuchtung geeignet!)
- Für die zusätzliche Beleuchtung von Freisitzen und Spielplätzen im Freiflugbereich eignen sich Kompaktlampen (z.B. von Arcadia oder Bird Systems) oder die PureSun Mini von Arcadia, eine kleine Röhre.
Mittlerweile gibt es auch LED-Vogellampen auf dem Markt, welchen allerdings der UVB-Anteil fehlt. Hier braucht man daher unbedingt zusätzlich einen Sonnenspot mit Metalldampflampe (mehr dazu im Artikel zum Leuchstofflampenverbot).
Luftfilter und -befeuchter
Vögel haben ein ganz besonderes Atmungssystem. Mit seinen vielen Verzweigungen, welche sogar die hohlen Knochen füllen, ist es perfekt an das Leben im Flug angepasst. Dadurch ist es in menschlichen Wohnungen aber auch sehr empfindlich. Unsere Stubenadler brauchen daher eine überdurchschnittlich gute Luftqualität. Deshalb sollte allein schon wegen des selbstverursachten Vogelstaubs immer ein Luftfilter mit im Raum stehen.
Der zweite Faktor bei der Luftqualität ist die Luftfeuchtigkeit. Besonders da die meisten Papageien aus tropischen Gebieten mit einer sehr hohen Luftfeuchte stammen, darf die Raumluft im Zimmer der Vögel nicht zu niedrig sein. Auf der anderen Seite darf sie natürlich nicht so hoch sein, dass es beginnt im Raum zu schimmeln, das wäre für die Vögel genauso fatal wie für dich. Ein guter Kompromiss ist daher eine Luftfeuchtigkeit von ca. 60%, nicht niedriger als 50% und nicht höher als 70% (sollten die Vögel in gefliesten Räumen leben, darf es ggf. auch höher sein, ansonsten besteht Schimmelgefahr). Eine entsprechende Luftfeuchte ist außerdem auch für die Gesundheit von Haut und Gefieder wichtig. Ein häufiger Grund für plötzliches Rupfen ist bei Papageien zu trockene Raumluft. Beim Kauf eines Luftbefeuchters sollte man auf die Hygiene achten, damit es keine Bakterien- und Schimmelsporenschleuder wird.
Meine persönliche Empfehlung ist dieses Kombi-Gerät von Phillips. Durch seine besondere Technologie wird das Wasser extrem fein vernebelt, wodurch laut Hersteller die Tröpfchen zu klein für Bakterien und Pilze sind. Ein zusätzlicher Bonus ist, dass man nur ein Gerät herumstehen hat. Eine preisgünstigere Alternative mit gleicher Technologie sind z.B. separater Luftbefeuchter und Luftfilter von Philips (Tipp am Rande: im Sommer sind Luftbefeuchter günstiger).
Käfigeinrichtung
Zur Grundausstattung gehören:
- Sitzmöglichkeiten: Sitzäste (Naturäste, verschienden dick), Schaukeln, Ringe u.ä., evtl. Plattformen
- Spielzeug/Nagematerial (z.B. aus Balsa, Kork, Sola, Papier/Pappe, Kokosfaser, Weide, Bambus, Palmblatt uvm.)
- Näpfe (pro Paar 2x Futternapf + 2x Wassernapf + mind. ein Wechselsatz) und evtl. Futterspieße, am besten aus Edelstahl
- Evtl. Wühlkiste, z.B. gefüllt mit Holzgranulat, Kräutern, Blüten, Zapfen uvm.
Hast du keine große Flugvoliere und sollen deine Vögel einen Käfig plus Freiflug im Zimmer bekommen, so muss natürlich auch der Freiflugbereich vogelgerecht miteingerichtet werden. Es nützt nicht viel, wenn du tolle, ergonomische Natursitzstangen im Käfig hast und deine Vögel dann 70% des Tages auf der Gardinenstange sitzen.
Leider ist immer noch das meiste Zubehör, das in Zoogeschäften verkauft wird minderwertig bis schädlich für Vögel. Es gibt aber einige Online-Shops, welche sehr gutes, artgerechtes und sicheres Zubehör (und Futter) verkaufen:
- Ricos Futterkiste
- Körnerbude
- Papageienland-Shop
- Vogelgaleria (oder über deren Amazon-Shop)
- Vogelbrunnen
Vieles lässt sich aber auch super selbst bauen und basteln! Hierzu werde ich noch Bastelideen auf dem Blog posten, stay tuned.
Bodengrund
Der richtige Bodengrund ist ein heiß diskutiertes Thema. Laut Tierschutzgesetz ist ein natürlicher Bodengrund wie Sand oder Holzgranulat vorgeschrieben. Allerdings gibt es hierbei wiederum Probleme mit der Hygiene.
Hier ein Überblick möglicher geeigneter Bodenbeläge:
- Kein Bodengrund, d.h. die nackte Metall- oder Betonoberfläche des Käfig-/Volierenbodens wird so gelassen
- Vorteil: kein Nährboden für Bakterien, Kot gut sichtbar
- Nachteil: kein natürlicher Boden für die Tiere, trockener Kot ggf. schwer zu reinigen (bei großen Volieren dagegen mit dem Schlauch sehr einfach)
- Zeitung/Küchenpapier
- Vorteil: kaum Nährboden für Bakterien, leicht zu reinigen (auch täglich), Kot gut sichtbar
- Nachteil: kein natürlicher Boden für die Tiere
- Holzgranulat, Hanfeinstreu o.ä.
- Vorteil: Natürlicher Boden für die Tiere
- Nachteil: v.a. feucht guter Nährboden für Bakterien, aufwändig zu reinigen, Kot schlecht sichtbar, regt dazu an Futter im kotverschmutzten Granulat zu suchen
- Sand
- Vorteil: kein Nährboden für Bakterien, Kot (halbwegs) gut sichtbar, natürlicher Boden für die Tiere, tägliche punktuelle Reinigung möglich
- Nachteil: verteilt sich beim Auffliegen der Vögel überall um den Käfig herum, komplette Reinigung aufwändig, bei Entsorgung hohes Gewicht
Der Punkt Natürlichkeit für die Tiere ist aber ein sehr wichtiger und darf zugunsten der Hygiene nicht missachtet werden! Deshalb empfehle ich einen hygienischen Bodengrund (wie Küchenpapier oder Zeitung) mit Wühlkisten oder -schalen zu kombinieren, in denen dann Holzgranulat, Sand, Kräuter und vieles mehr sein können. Diese können an Stellen platziert werden, an denen nicht gekotet wird. So können die Piepser nach Herzenslust hygienisch und sicher wühlen.
Dazu sei gesagt, dass Sperlingspapageien in freier Wildbahn nur mäßig viel vom Boden fressen. Für eine artgerechte Haltung brauchen sie also weniger Möglichkeiten zur Nahrungssuche am Boden, als andere Arten wie z.B. Ziegensittiche. Vollständig baumbewohnende Arten wie viele Großpapageien können dagegen getrost auf Zeitungspapier oder Beton wohnen. Wie immer muss man hierbei also auf das natürliche Verhalten achten.
Waage
Um im Blick zu behalten, dass deine Sperlis weder zu dick, noch zu dünn sind, solltest du sie ca. 1x pro Woche wiegen. Wilde Sperlingspapageien wiegen selten über 30g, Nachzuchten sind jedoch in der Regel etwas größer als die Wildform. Außerdem wiegen einige Arten, wie Blaugenick-Sperlingspapageien, mehr als andere, wie Grünbürzel-Sperlingspapageien. Im Schnitt wiegen gesunde Sperlingspapageien zwischen 24 und 35g. Was für deine Sperlis das richtige Gewicht ist, sagt dir dein*e vkTA bei der Eingangsuntersuchung. Dabei wird nämlich auch das Brustbein abgetastet, wodurch man unabhängig vom Gewicht den Ernährungszustand bestimmen kann.
Eine tolle Empfehlung für eine Waage findest du in diesem Artikel beim Sperlingspapageien-Blog. Ich selbst verwende diese Waage seit ich meine beiden habe und bin überaus zufrieden.
Reiniger/Desinfektion
Zur normalen wöchentlichen Reinigung reicht warmes Wasser. Viele Haltende, mich eingeschlossen, geben einen Schuss Essig bzw. Essigessenz, oder auch Essigreiniger dazu. Eine antibakterielle Wirkung erreicht man mit dieser Konzentration wohl nicht. Meines Erachtens nach erleichtert es aber das Ablösen von Verschmutzungen und hilft auch gegen Kalkablagerungen, z.B. am Gitter um die Badestellen. Für Hartnäckiges lohnt es sich zusätzlich einen Käfigreiniger zu haben, z.B. den von Bactazol, welchen es in so ziemlich jedem Zoogeschäft, sowie online gibt.
Für die Reinigung und Desinfektion neuer Einrichtung, bei Krankheit oder starken Verschmutzungen sollte man zudem ein für Vögel geeignetes Desinfektionsmittel haben. Am besten ist dabei F10, welches auch von Tierärzt*innen verwendet wird, aber auch das Desinfektionsmittel von Bactazol (nicht zu verwechseln mit dem Käfigreiniger!) tut seinen Zweck und ist ebenso überall verfügbar.
Sand/Grit/Mineralien
Sperlingspapageien brauchen zum einen Steinchen für ihren Muskelmagen. Da sie keine Zähne haben, wird mithilfe der Steinchen die Nahrung zerkleinert. Das bietet man am besten in Form von losem (Muschel-)Grit oder Gritsteinen an.
Zudem brauchen sie Mineralien, die nicht durch die Ernährung ausreichend gewonnen werden. Dazu gibt es verschiedenste Mineralsteine, Lehmsteine, Muschelsand, Sepiaschale oder auch Pulver zum über die Nahrung streuen.
Mineralien und Grit müssen immer zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen.
Ich empfehle, gerade am Anfang, viele verschiedene Formen von Grit und Mineralien anzubieten, da nicht jeder Vogel jede Form annimmt. Das liegt oft auch daran, womit deine Tiere ursprünglich aufgewachsen sind. Meine beiden nehmen z.B. fast ausschließlich losen Muschelgrit und losen Vogelsand an. Diverse Pick- und Gritsteine stehen zusätzlich zur Verfügung, werden aber leider weitestgehend ignoriert.
Futter
In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ernähren sich Sperlingspapageien von Beeren, Früchten, Samenständen und Gräsern. Dementsprechend benötigen sie in Gefangenschaft sowohl eine auf ihre Bedürfnisse angepasstes Grundfutter, als auch Frischfutter in Form von Gemüse, Obst und Grünpflanzen.
Die aktuelle Empfehlung von Wissenschaft und Verinärmedizin für die Ernährung von Papageien in menschlicher Obhut umfasst 80% Pellets/Extrudate und 20% Obst und Gemüse. Diese Empfehlung bezieht sich auf erwachsene Papageien, welche nicht brüten oder Junge aufziehen. Trockene Körner sollten, wenn überhaupt, nur als Ergänzungsfutter/Leckerlis angeboten werden und dürfen nur einen sehr geringen Anteil der Gesamtfuttermenge ausmachen.
Das benötigte Obst und Gemüse bekommst du natürlich ganz leicht im Supermarkt, am besten in Bio-Qualität.
An Extras und Leckerlis (natürlich in Maßen!) sind z.B. Kolben- und Rispenhirse, Sorghum, Sudangras, Schelli, Lafeber Nutriberries, Kardiköpfchen und andere Saaten noch an Kolben/Rispe/Blüte zu empfehlen.
Eine absolute Bereicherung sind zudem frische Zweige, Blüten, Beeren und Gräser. Hierzu kann ich wärmstes das Buch von Andreas Wilbrand empfehlen.
Mehr zum Thema Ernährung von Sperlingspapageien findet ihr hier, sowie im kommenden Futterpflanzen-Lexikon.
Tierärztliche Versorgung
Bereits vor der Anschaffung der Tiere muss ein*e vogelkundige*r (!) Tierärzt*in (vkTA) recherchiert werden. VkTA haben im Vergleich zu normalen Kleintierärzt*innen eine Zusatzausbildung, denn der Vogelkörper ist ganz anders aufgebaut als der Säugetierkörper. Wie du den richtigen vkTA für dich findest, wird hier erklärt die Vogelschule hier.
Hast du den*die richtige*n vkTA gefunden, solltest du einen Termin für eine Eingangs- bzw. Ankaufuntersuchung vereinbaren, sobald du weißt, wann die Tiere bei dir einziehen werden. Mehr dazu im Abschnitt „Der Einzug der Tiere“.
Umgebung Vogelsicher machen
Sollen deine Sperlis nicht in einer großen Flugvoliere wohnen, brauchen sie täglich mindestens 4 Stunden Freiflug. Dafür muss zumindest der Raum, in dem der Käfig steht vogelsicher sein. Dafür ist folgendes zu beachten:
- Lücken zwischen Schränken/Regalen und Wand schließen
- Lücken zwischen Heizkörper und Wand sichern/schließen oder den gesamten Heizkörper verkleiden
- Fensterscheiben, andere Glasflächen und Spiegel sichern (z.B. durch Klebezettel; nur zur Eingewöhnung)
- Stromkabel verstecken oder mit Kabelschutz versehen
- Grobmaschige Gardinen entfernen
- Fenster vergittern oder nicht bei Freiflug öffnen (auch nicht gekippt!)
- Steckdosen abdecken
- Giftige Zimmerpflanzen aus dem Raum entfernen
- (ungiftige) Zimmerpflanzen sichern (Erde mit Steinen oder Gitter abdecken)
- Lampen (inkl. Vogellampen) sichern oder ggf. austauschen (Verbrennungsgefahr)
- Türen sichern oder darauf achten, dass sie beim Freiflug nicht angelehnt sind oder durch Zugluft zufallen können
- Bleibänder in Gardinen entfernen
- Vasen oder andere tiefe Behälter, in die die Vögel fallen können sichern oder entfernen
- Stifte nicht offen liegen lassen (Vergiftungsgefahr)
- Unsichere Bilder, Wanduhren o.ä. entfernen oder sichern
- Lichterketten entfernen oder sichern
- Kerzen entfernen oder durch LED-Kerzen ersetzen
- Gerüche: Duftkerzen, Raumsprays, Räucherstäbchen, scharfe Putzmittel, Haarspray, Nagellack, Insektenspray u.ä. gar nicht oder nicht in Vogelnähe verwenden, ggf. hinterher gut durchlüften bevor die Vögel (wieder) in den Raum kommen
- Teflonbeschichtete Pfannen, Raclettes, Sandwichmaker, Kaffeemaschinen u.ä. nicht in Vogelnähe verwenden, danach gut lüften, oder ganz austauschen
- Aquarien abdecken oder in anderes Zimmer stellen
- Spitze Gegenstände entfernen oder sichern
- Frisch renovierte Räume mehrere Tage gründlich lüften bevor Vögel hinein kommen
- Plastiktischdecken gut ausdünsten lassen oder entfernen
- Andere Haustiere von Vögeln trennen
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wo immer dir noch Gefahren auffallen, sei lieber zu vorsichtig als nicht vorsichtig genug. Über Tipps in den Kommentaren bin ich sehr dankbar. Eine Zimmerpflanzen-Datenbank mit giftigen und ungiftigen Arten ist bereits in Arbeit!
Zudem rate ich sehr dazu, zumindest die Fenster in dem Raum, in den die Vögel wohnen mit Volierendraht oder mindestens mit Fliegengittern zu sichern. Normale Fliegengitter können die Krummschnäbel schnell durchnagen und sind lediglich ein Schutz, dass bei versehentlich geöffnetem Fenster bei offenem Käfig nicht sofort jemand entfliegt. Mit Volierendraht kannst du deine Lieblinge bei über 15 Grad auch echte Sonne und Frischluft genießen lassen, ohne dass jemand entkommen kann. Ich persönlich habe ein Fliegengitter aus Aluminiumdraht, welches sich bisher bei mir als ausbruchsicher bewährt hat.
Der Einzug der Tiere
Wo bekomme ich Sperlingspapageien?
Es gibt im Großen und Ganzen vier Wege, um an Sperlingspapageien zu kommen:
- Privatübernahme
- Vorteile: du gibst einem bedürftigen Papagei ein neues Zuhause, i.d.R. geringes Krankheitsrisiko, meist bereits an Menschen gewöhnt oder sogar zahm, viele Infos zu den Tieren
- Nachteile: evtl. lange Such- und Wartezeiten, meist höheres Alter, ggf. problematische Vorerfahrungen, Farbe u.ä. nicht frei wählbar
- Züchter*innen
- Vorteile: bei guter Zucht geringes Krankheitsrisiko, meist junge Vögel, die gut und frei wählbar verpaart werden können, Herkunft und Stammbaum bekannt
- Nachteile: i.d.R. wird nicht nach Bedarf gezüchtet, evtl. Zucht auf Farbe/Aussehen statt Gesundheit, meist kaum an Menschen gewöhnt oder sogar schlechte Erfahrungen
- Tierheime
- Vorteile: du gibst einem bedürftigen Papagei ein neues Zuhause
- Nachteile: hohes Krankheitsrisiko (vor allem bei Unterbringung mit Wellen- und Nymphensittichen), evtl. lange Such- und Wartezeiten, meist höheres Alter, ggf. problematische Vorerfahrungen, Farbe u.ä. nicht frei wählbar, Herkunft und Stammbaum meist unbekannt
- Zoohandlungen
- Vorteile: schnell und einfach
- Nachteile: oft überzüchtete Massenware, meist kaum an Menschen gewöhnt oder sogar schlechte Erfahrungen, sehr hohes Krankheitsrisiko (vor allem bei Unterbringung mit Wellen- und Nymphensittichen), bei längerer Unterbringung in Verkaufsvolieren oft schlechter gesundheitlicher Allgemeinzustand, ggf. problematische Vorerfahrungen, Herkunft und Stammbaum meist unbekannt, oft teurer als vom Züchter
Rechtliche Pflichten beim Erwerb von Sperlingspapageien
Egal woher ihr eure Sperlis bezieht, ist immer ein Herkunftsnachweis über jedes einzelne Tier zu erbringen. Diesen solltet ihr entweder sowieso bei der Übergabe bekommen oder ihr erstellt ihn selbst und lasst ihn euch bei der Übergabe unterschreiben. Erfragt dies also möglichst vor der Abholung der Tiere.
Ein rechtskonformer Herkunfsnachweis muss folgende Informationen enthalten:
- deutsche Artbezeichnung (z.B. Blaugenick-Sperlingspapagei)
- wissenschaftliche Artbezeichnung (z.B. Forpus coelestis)
- ursprüngliche Herkunft des Tieres: legale Nachzucht/legale Einfuhr/Naturentnahme
- Alter/Schlupfdatum des Tieres
- Kennzeichnung des Tieres (i.d.R. Ringnummer)
- Name, Adresse und Kontaktdaten des*der Verkäufer*in
- Name, Adresse und Kontaktdaten des*der Käufer*in
- Ort, Datum und Unterschrift des*der Verkäufer*in
Achtet beim Erwerb auch darauf, dass die Vögel geschlossen beringt sind. Sollte dies nicht der Fall sein, fragt unbedingt nach dem Grund und ob eine alternative Kennzeichnung vorliegt.
Eingangsuntersuchung beim vkTA
Als verantwortungsvolle*r Halter*in solltest du unbedingt einen Eingangscheck bei deiner vogelkundigen Tierarztpraxis machen. Falls der Vogel durch Verschulden der Vorbesitzer/Züchter krank oder verletzt ist, gibt dir das ggf. die Möglichkeit zu Rückgabe und Umtausch. Aber auch wenn du den Vogel so oder so behalten willst, weißt du sofort, ob es gesundheitliche Probleme gibt, die du im Auge behalten oder behandeln musst und deine Praxis lernt ihre neuen Patienten schon einmal kennen. Mehr zu diesem Thema findest du auch bei der Vogelschule.
Idealerweise fährst du direkt vom Züchter o.ä. zum vkTA und erst von dort nach Hause. So vermeidest du, dass du die Tiere kurz nach dem Ankommen im neuen Zuhause noch einmal einfangen musst. Das spart viel Stress für Mensch und Papagei.
Danach solltest du alle 1-2 Jahre zum Check-up mit deinen Sperlis, sofern sonst keine Anzeichen von Krankheit oder Verletzung bestehen. Mit dem Eingangscheck hast du dann auch schon deinen 1. Jahrescheck abgehakt.
Ich kann dir Ann Castro’s Gesundheitspass für Papageien empfehlen, um das alles auf einen Blick zu sammeln.
Eingewöhnung
An dem Tag, an dem deine neuen Sperlis einziehen sollen, solltest du vorher unbedingt alles fertig und bereit für sie haben. Das bedeutet, dass alle oben erwähnten Punkte abgehakt sind und der Käfig mit Futter und Wasser bestückt ist. Außerdem solltest du wissen, dass die Vögel instinktiv den höchsten Platz im Käfig als Schlafplatz auswählen werden und dieser entsprechend eine bequeme Sitzstange mit dem richtigen Durchmesser sein sollte (für Sperlingspapageien ca. 1,5cm).
Wenn die Vögel ankommen (nach ihrem Besuch bei deiner ausgesuchten vogelkundigen Tieraztpraxis!), sollte die Beleuchtung erst einmal ausgeschaltet bleiben, damit die Tiere ruhiger sind. Es gibt zwei Methoden, wie du die Vögel vom Transportbehälter in den Käfig bringst. Entweder du öffnest vorsichtig die Tür des Transportbehältnisses und hältst es direkt an die offene Käfigtür. Das funktioniert aber nur, wenn deine Vögel nicht zu verschreckt sind. Alternativ stellst du sie dann in ihrem Transportbehältnis in den Käfig bzw. die Voliere, öffnest die Box und schließt den Käfig. Achte dabei darauf, dass deine neuen Haustiere nicht direkt in ihren ersten Freiflug starten! Dann solltest du dich von Käfig/Voliere entfernen, ggf. auch aus dem Raum gehen und die Vögel selbst und in Ruhe das Transportbehältnis verlassen lassen. Haben sie das getan, kannst du die Transportbox vorsichtig entfernen.
Danach solltest du den Tieren eine Weile Ruhe geben, um erst einmal anzukommen. Den Rest des ersten Tages, kannst du dich ruhig normal im Raum bewegen, solltest aber hektische oder laute Arbeiten (z.B. Staubsaugen) erst einmal lassen. Es hilft durchaus, freundlich und ruhig mit den Vögeln zu reden, du solltest aber nicht die ganze Zeit vorm Käfig stehen und die Vögel anstarren, da sie das als bedrohlich empfinden.
Wird es Zeit für die Nachtruhe, reduziere langsam und schrittweise das Licht, um den Vögeln genug Zeit zu geben, ihren Schlafplatz im neuen Heim auszusuchen. Wenn sie diesen gefunden haben, kannst du das Licht ausmachen und ggf. Jalousien zumachen. Zumindest in der ersten Nacht ist es aber sinnvoll ein kleines Nachtlicht brennen zu lassen. Falls die Vögel in der Nacht aufwachen, können sie sich in der neuen Umgebung noch nicht orientieren. Dabei hilft das Licht, damit sie nicht panisch auffliegen und sich womöglich verletzen (sogenannter Nachtschreck).
Die ersten 1-2 Wochen, sollten die Vögel im Käfig bleiben, damit sie ihn als ihr neues Zuhause annehmen können und sich aus der Sicherheit des Käfigs schon einmal den Raum anschauen können. Erst danach, solltest du die erste Möglichkeit zum Freiflug geben. Bis die Vögel tatsächlich den Käfig verlassen, kann es einige Tage oder Wochen dauern. Das ist ganz normal, bleib also geduldig.
Noch mehr zum Thema Eingewöhnung erklärt dir dieser Artikel vom Sperlingspapageien-Blog.
Kosten
Anschaffung
Käfig: ab 300€ aufwärts
Ich empfehle an dieser Stelle nicht zu sparen und in gute Materialien und eine maximale Größe zu investieren. Alternativ kann man ein Einsteigermodell (z.B. Montana Madeira III), gern auch gebraucht (und gründlich gereinigt und desinfiziert!) kaufen und nach der Kennenlernphase auf etwas größeres umsteigen.
Transportbox/-tasche: ca. 10-20€
Beleuchtung: Grundbeleuchtung + Sonnenspot ca. 230€ (inkl. EGV)
Luftfilter und -befeuchter: ca. 250-350€
Käfigeinrichtung: sehr variabel, je nachdem wie viel man selbst bastelt, ca. 100-300€ (Ich habe damals ca. 270€ bezahlt)
Bodengrund: je nachdem für welches Material man sich entscheidet; die von mir empfohlene Küchenrolle ist natürlich sehr günstig. Das Buchenholzgranulat, welches ich für die Wühlkisten verwende kostet ca. 8€ für einen 10l-Sack.
Waage: eine kleine Küchenwaage gibt es bereits ab 10€. Die von mir verwendete Waage ohne Abschaltautomatik kostet ca. 30€
Reiniger/Desinfektion: eine Flasche Bactazol Reiniger und Desi kostet je ca. 8€
Sand/Grit/Mineralien: insgesamt ca. 10-12€
Futter: eine 900g-Packung Pellets/Extrudate kostet je nach Hersteller ca. 6-18€ (exkl. ggf. Versand). Ergänzungsfutter variiert natürlich stark, einzelne Packungen gibt es für wenige Euro. Ich empfehle am Anfang nicht zu viel zu kaufen, 500g Kolbenhirse sind sehr viel mehr als man denkt.
Eingangsuntersuchung beim vkTA: für zwei Vögel ca. 100-150€ (seit der Änderung der Behandlungssätze für Veterinäre in Deutschland evtl. mehr)
Die Vögel selbst: Dies ist in der Regel der geringste Kostenfaktor. Je nachdem woher man die Tiere bezieht, bezahlt man ca. 25-150€ pro Tier.
Gesamt: alles in allem ist für die Erstausstattung inkl. Vögeln und Tierarztkosten mit ca. 1000-1800€ zu rechnen, nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
Wiederkehrende Kosten
Die monatlichen Kosten für Frisch- und Körnerfutter, sowie Beschäftigungsmaterial belaufen sich auf ca. 20-40€. Dazu kommen Stromkosten für die Beleuchtung welche bei ca. 5-10€ liegen, je nach Strompreis und Wattzahl der Grundbeleuchtung. Damit betragen die monatlichen Fixkosten ca. 25-50€ pro Monat.
Strom- und Wartungskosten für Luftreiniger und-befeuchter variieren stark je nach verwendeten Geräten und Raumgröße.
Sind die Vögel gesund und munter, benötigen sie einen tierärztlichen Check-up nur alle 1-2 Jahre. Dieser kostet ca. 100-200€ pro Paar. Man sollte sich also auf jeden Fall 5-10€ pro Monat dafür zurücklegen. Kommt es jedoch einmal zu ungeplanten Tierarztbesuchen, muss man mit mehreren hundert Euro rechnen. Für den Notfall, sollten also auf jeden Fall immer mindestens 1000€ auf der hohen Kante liegen.
Dieser Kostenfaktor ist auch sehr wichtig zu beachten, bevor man sich für eine Schwarmhaltung entscheidet. Hält man die Mindestzahl von 3 Paaren, sollten für Notfälle mindestens 3000€ verfügbar sein. Es ist natürlich recht unwahrscheinlich, dass gleich mehrere deiner Tiere gleichzeitig schwer erkranken. Hast du es jedoch mit infektiösen Krankheiten zu tun, muss in der Regel auch der ganze Schwarm behandelt werden, um sie wieder loszuwerden.
Zeitlicher Aufwand
Täglich:
- je ca. 10-15 Minuten morgens und abends zum Futter und Wasser wechseln
- ca. 10 min zum täglichen punktuellen Putzen (Bodenbelag wechseln/absammeln, Kot und Futterreste von Einrichtung und Gitter entfernen)
- deine komplette freie Zeit zum anschmachten
Wöchentlich:
- ca. 1-2 Stunden für die komplette Reinigung von Käfig/Voliere und Freiflugbereich, Wechsel von Beschäftigungsmaterial etc.
- ca. 15 Minuten Luftfilter/-befeuchter grundreinigen
- ca. ½-1 Stunde Beleuchtung auswechseln
- Jahres-Checkup beim vkTA (Zeit variiert je nach Zeit zum Einfangen, Anfahrtszeit, Zeit in der Praxis und Gesundheitszustand der Vögel)
Man lernt nie aus!
Denke nie, du weißt jetzt alles über Sperlis und deren Haltung! Ständig werden neue Studien und Bücher veröffentlicht, Produkte entwickelt, Erfahrungen gesammelt und natürlich neue Blogbeiträge geschrieben. Also bleib immer wissensdurstig!
Für den Anfang hier ein paar Empfehlungen zu weiterführender Literatur:
- Alan B. Bond & Judy Diamond: Thinking like a Parrot – Perspectives from the Wild. The University of Chicago Press, Chicago and London 2019, ISBN 978-0-226-24878-3.
- Ann Castro: Die Vogelschule. Clickertraining für Papageien, Sittiche und andere Vögel. 2021, ISBN 978-3939770787
- Ann Castro: Die Vogelschule. Erste Hilfe für Papageien, Sittiche und andere Vögel. 2021, ISBN 978-3939770022
- Jennifer Ackerman: Die Genies der Lüfte: Die erstaunlichen Talente der Vögel. Rohwolt Buchverlag 2017, ISBN 978-3498000981
- Karl Heinz Spitzer: Sperlingspapageien: Arten und Rassen, Haltung und Zucht. Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 978-3-8334-8551-0. (leider nicht mehr aufgelegt)
- Volker Munkes & Heidrun Schrooten: Papageienverhalten verstehen: Edition Gefiederte Welt. Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5446-3.
- Werner Lantermann: Sittiche und Papageien – Verhalten in Freiland und Voliere. Oertel+Spörer, Reutlingen 2012, ISBN 978-3-88627-406-2
Quellen
Die Vogelschule (Stand 25.04.2023)
Fox, R. (2006). Hand-Rearing: Behavioral Impacts and Implications for Captive Parrot Welfare. In Manual of Parrot Behavior (pp. 83–91). John Wiley & Sons, Ltd. https://doi.org/10.1002/9780470344651.ch10
Jörg Ehlenbröker, Renate Ehlenbröker & Eckhard Lietzow: Agaporniden und Sperlingspapageien: Edition Gefiederte Welt. Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-5431-9
Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) Arbeitskreis 8 „Zoofachhandel u. Heimtierhaltung“ (2006): Stellungnahme zur Handaufzucht bei Papageien. (abgerufen von https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT-Stellungn._Handaufzucht_bei_Papageien__Jan._2006_.pdf&did=62 am 27.01.2024)
Wolfgang Aeckerlein & Dietmar Steinmetz: Vögel richtig füttern. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 978-3800135455